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Metall-Tarifverhandlungen vertagt

■ Tarifverhandlungen gestern ohne Ergebnis/ IG Metall wirft Arbeitgeberverband »ideologische Prinzipienreiterei« vor/ Morgen nächste Verhandlungsrunde/ Warnstreiks und Aktionen wahrscheinlich

Berlin. Bei den Tarifverhandlungen für die rund 250.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen der Metall- und Elektroindustrie in Ost-Berlin und Brandenburg hat sich die Lage verhärtet. Die Gespräche waren in der Nacht zum Donnerstag nach mehr als 13 Stunden ergebnislos auf den morgigen Samstag vertagt worden. Beide Tarifparteien warfen sich gegenseitig vor, einen raschen Abschluß verhindert zu haben. Die IG Metall hielt den Arbeitgebern »ideologische Prinzipienreiterei« vor. Die Arbeitgeber warfen IG Metall vor, der Bumann zu sein.

Die Tarifkommission beriet gestern mittag die Situation. Wie es hieß, seien erneute Warnstreiks in den Ostberliner- und Brandenburger Betrieben nicht auszuschließen.

Abweichend von den bisherigen ostdeutschen Metallabschlüssen beharrt die IG Metall in Ost-Berlin und Brandenburg auf einer gleichen prozentualen Anhebung der Löhne und Gehälter an das Westberliner Einkommensniveau. »Die Arbeitgeber wollen die Ungleichbehandlung von Arbeitern und Angestellten offenbar um jeden Preis in allen neuen Bundesländern durchdrücken«, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Horst Wagner nach den Verhandlungen.

Ursprünglich hatte die Gewerkschaft eine Angleichung der Jahreseinkommen auf 65 Prozent des Westniveaus ab 1. April und einen Teuerungsausgleich für die ersten drei Monate dieses Jahres gefordert. Für die Auszubildenden wurde eine Weiterbeschäftigungsgarantie für sechs Monate nach Abschluß der Lehre angestrebt.

Die zuständige Tarifkommission habe gefordert, »die 40jährige Benachteiligung der Angestellten zu beenden«, teilte die IG Metall mit. Dafür sei man bereit gewesen, am finanziellen Volumen des Tarifabschlusses von Mecklenburg-Vorpommern nichts zu verändern.

Ein Sprecher des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie für Berlin und Brandenburg (VME) bedauerte die Unterbrechung der Verhandlungen. Die Arbeitgeber seien bereit gewesen, den Pilotabschluß von Mecklenburg-Vorpommern, angepaßt auf die hiesigen Tarifstrukturen, zu übernehmen. Dies hätte die IG Metall abgelehnt. Die nächste Verhandlungsrunde wurde mit den Arbeitgebern für morgen 10.00 Uhr vereinbart. dpa

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