Kriegsdienstverweigerung boomt

Bonn (dpa) — Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland ist im letzten Monat unter dem Eindruck des Golfkriegs auf etwa 30.000 angestiegen. Das bedeutet im Vergleich zum Januar eine Steigerung um gut 36 Prozent. 12.941 Anträge kamen von Ungedienten und Soldaten sowie 9.256 von Reservisten. Noch im ganzen zweiten Halbjahr 1990 war die Zahl der Verweigerer von 35.082 auf 33.265 gesunken.

Nähere Einzelheiten und ganz genaue Zahlen waren aus dem Verteidigungsministerium nicht zu erhalten. Nach Bekanntwerden der Zahlen für den Januar hatte Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) als Ursache für den Anstieg der Verweigererzahlen „Kampagnen“ von bestimmten Gruppen genannt, in denen „mit falschen Angstparolen gearbeitet“ worden sei. Allein bei den beiden Flugabwehrraketen-Geschwadern, die in die Türkei verlegt worden waren, hatten 61 Soldaten einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung gestellt. Allein im Wehrbereich III, zu dem 63.000 aktive Soldaten der Bundeswehr in NRW gehören, ist die Zahl der Kriegsdienstverweigerer im Februar auf 9.435 gestiegen. Das waren 350 Prozent mehr als im Februar des Vorjahres mit 2.095 Anträgen. Für die Steigerung hatten vor allem Reservisten gesorgt, die ihren Grundwehrdienst bereits abgeleistet haben.