Kanzler-Vertreter wird neuer Uni-Kanzler

■ Kritik an Entscheidung des Akademischen Senats

Mit großer Mehrheit von 17:2 Stimmen hat der Akademische Senat der Bremer Uni sich am Mittwoch auf den künftigen Kanzler geeinigt. Der Kandidat Nr.1 heißt Gerd Kück. Er leitete zehn Jahre lang das Sachgebiet „Rektoratsangelegenheiten/Zentrale Organe“ in enger Zusammenarbeit mit dem Rektor. Als Leiter des Dezernats „Haushalt und Finanzen“ hat er seit Anfang 1990 die Aufgabe übernommen, den abgewanderten Kanzler Wilken zu vertreten. Auf Platz zwei der Liste steht eine Frau: Prof. Dr. Bärbel Sorensen, die zur Zeit als Gastprofessorin an der Katholischen Universität Eichstädt arbeitet. Etwas abgeschlagen auf Platz 3 landete Freiherr Wolf- Dietrich von Firchs, derzeit Kanzler in Hildesheim. Das letzte Wort über den Bremer Kanzler hat Wissenschaftssenator Scherf.

Die Frauenbeauftragte Gerlinde Walter erklärte auf Anfrage: „Wir schätzen es als ein faires Verfahren ein.“ Denn es sei „schwierig“ gewesen, zwischen Gerd Kück und der zweitplazierten Bewerberin Prof. B. Sorensen eine „gleiche Qualifikation“ zu bestimmen.

Kritik an dem Verfahren äußerte der Bremer Zivilrechtsprofessor Peter Derleder. Unter anderem monierte er, der hausinterne Kanzlerkandidat Kück habe selbst Gespräche mit anderen potentiellen BewerberInnen geführt und sei somit doppelt in das Verfahren involviert gewesen. Winnie Abraham, Sprecherin der Universität, wies gegenüber der taz diese Vorwürfe strikt zurück. Die Kanzlerstelle sei in der „Zeit“ und in der „FAZ“ regulär öffentlich ausgeschrieben gewesen. Im Vorfeld habe der Rektor uni-intern Gespräche über Kandidatenwünsche geführt, bei diesen Besprechungen sei Gerd Kück nie dabei gewesen. Auch seien auswärtige Bewerber „nicht gezielt angesprochen“ worden, nur nach dem Eingang von Bewerbungen seien Auskünfte eingeholt worden. Die Universitätssprecherin: „Herr Kück war nicht damit befaßt, über die fünf Leute, die außer ihm sich für die Endauswahl qualifiziert haben, Auskünfte einzuholen.“

Der Rektor habe ihr gegenüber erklärt: „Die Vorwürfe sind absolut aus der Luft gegriffen und absurd.“ Der Rektor könne sich nicht erklären, wie sich bei Herrn Derleder eine solche Vorstellung habe bilden können. Aber Prof. Peter Derleder hält seine Kritik aufrecht. Er könne seine Vorwürfe belegen und bei Bedarf Namen nennen. Barbara Debus

In der untenstehenden Gastkolumne ist Derleders Sicht der Ereignisse ausführlich nachzulesen.