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■ Chico Freeman

Brainstorm, Sturm im Gehirn, oder laut Wörterbuch: Geistesblitz. Brainstorm, so heißt die Gruppe des schwarzen Saxofonisten Chico Freeman, die sich spielend zwischen Hardbop, Rhythm & Blues, Free Jazz und Funk bewegt.

»Freeman sieht aus wie ein Fotomodell für schicke Athletenkluft«, schrieb Roland Spiegel im Jazz Podium, »die Band aalt sich in edler Klangästhetik: Jazz im Styling der Spät-Achtziger.« Das war nicht abwertend gemeint, denn der Schreiber war insgesamt von dem Quintett sehr angetan.

Chico Freeman, 1949 in Chicago geboren, wuchs mit Musik auf: sein Vater, der bekannte Saxofonist Von Freeman, jammte regelmäßig mit seinen Brüdern George (Gitarre) und Bruz (Schlagzeug). Chico fing erst am Klavier an, lernte in der Schule Trompete. Seine wichtigsten Einflüsse: Miles Davis' LP »Kind Of Blue« und die Komponisten Duke Ellington und Muhal Richard Abrams. In einem Interview mit Downbeat lehnte Chico Etiketten wie »traditionell« und »Avantgarde« ab. Er hatte bereits ein Mathematikstudium an der Northwestern University angefangen, als er zum Saxofon wechselte, dann Musik und Komposition studierte und so auch viele Kulturen der Dritten Welt für sich entdeckte. »Das Saxofon«, erklärte er in Downbeat, »war meine innere Stimme. Die Trompete klang gut, aber sie war außen.«

Der Student blies bei Blues- und Soulsängern wie Memphis Slim und Jackie Wilson. 1976 kam er nach New York, arbeitete mit Cecil McBee, Elvin Jones, Sam Rivers und Sun Ra, formierte dann seine erste eigene Band, spielte mit Wynton Marsalis in der Carnegie Hall. Auf der LP »Kings Of Mali« verband Freeman afrikanische Musik mit Avantgarde, bei »Spirit Sensitive« griff er, wie sein Vorbild John Coltrane mit »Ballads«, in die Schatztruhe alter Standards.

Neben Brainstorm hat Freeman noch drei weitere regelmäßige Verpflichtungen: eine brasilianische Band, das Quintett Future Nostalgia (ein vielsagender Name!) und die Leaders. Diese All- Star-Band mit Arthur Blythe und Lester Bowie verlangt besonderes Einfühlungsvermögen: »Ein guter Leader ist in erster Linie ein guter Follower.« Das Wort Jazz nimmt Freeman selten in den Mund, er bevorzugt »African-American Classical Music«, wenn er schon spezifizieren muß.

»Musik ist die Organisation von Klängen, sagte der ehemalige Methematikstudent einmal. Aber so berechnend wie dieses Zitat ist seine Musik mit Sicherheit nicht: Freeman zeigt, daß Traditionsbewußtsein und fortschrittliche Experimente nicht zwangsläufig Gegensätze bilden müssen.

Chico Freeman's Brainstorm spielen ab 22.30 Uhr im Quasimodo. Text und Photo: G. Hessig

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