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Wohngruppen statt Massenvollzug

■ Umbau von Oslebs soll Reintegration erleichtern

Gestern legte Justizsenator Kröning den Grundstein für einen Umbau, der die „innere Reform“ des Strafvollzugs einen Schritt voranbringen wird. Mit den Umbaumaßnahmen soll der bisherige Massenvollzug in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oslebshausen in einen „Wohngruppenvollzug“ umgewandelt werden.

In den Häusern 1 und 2 sollen vier selbständige und räumlich voneinander getrennte Einheiten entstehen. Sie sehen je 30 Haftplätze vor. Jede Wohngruppe hat eine eigene Teeküche, zwei Gruppenräume und Waschgelegenheiten. Die neue Konzeption erlaubt den Gefangenen, sich zu bestimmten Zeiten innerhalb ihrer Wohneinheit frei zu bewegen: Sie erarbeiten zusammen mit den Betreuern den Haushaltsplan, überlegen, wie das Haushaltsgeld in ihrem Wohnbereich verwendet werden kann und kochen manchmal auch selbst. Inhaltlich ist die Arbeit vor allem darauf ausgerichtet, die Fremdversorgung der Gefangenen allmählich abzubauen und ihnen „draußen“ eine bessere Orientierung zu ermöglichen. Mit den Sozialarbeitern üben sie die nach der Entlassung notwendigen Behördengänge, nehmen die Wohnungssuche in Angriff.

Drogenberater bieten Gespräche und Therapien nicht nur im Knast an, sondern bemühen sich, ihre Hilfe an verschiedene Beratungsangebote nach dem Ende der Haftzeit anzuknüpfen. Die „Verkoppelung von außen und innen“, wie der Pressesprecher des Justizsenators Jürgen Hartwig das neue Konzept kennzeichnet, erfordert allerdings auch von den Beamten im Strafvollzug eine Umorientierung. Die Mitarbeiter der JVA bereiten sich derzeit in Arbeitsgruppen auf die zukünftig anspruchsvolle Betreuungsarbeit vor.

Am Ende der Baumaßnahmen, für die 1991 vorerst 1,2 Mio Mark zur Verfügung stehen, werden zusammen mit Haus 4 zehn Vollzugsgruppen mit jeweils ca. 30 Haftplätzen im geschlossenen Vollzug der JVA zur Verfügung stehen. dh

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