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Britische Moslems streiten über Rushdie

Dublin (taz) — Zwei führende britische Moslems sind am Freitag Opfer gewalttätiger Proteste geworden, weil sich für eine Versöhnung mit dem britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie ausgesprochen haben. Rushdie war 1989 wegen seines angeblich blasphemischen Buches Satanische Verse von dem inzwischen verstorbenen Ayatollah Khomeini zu Tode verurteilt worden. Das Urteil, die „Fatwa“, wurde erst vor kurzem von religiösen Führern im Iran bekräftigt.

Moslems verhinderten am Freitag, daß Imam Shaikh Jamal Manaa den letzten Gottesdienst vor Ramadan in der Londoner Zentralmoschee abhalten konnte. Hundert Gläubige blockierten den Weg zur Kanzel und warfen den Imam aus der Moschee. Shaikh Jamal und Hamed Khalifa, einem weiteren ägyptischen moderaten Moslemführer, wird vorgeworfen, sich im Dezember mit Rushdie getroffen und dessen Bekehrung zum Islam akzeptiert zu haben. Seitdem wurde jeder ihrer Gottesdienste boykottiert. Vor drei Wochen griff sogar die Polizei ein und verwehrte sieben Moslems den Zutritt.

Yusuf Islam, der frühere Popsänger Cat Stevens, hat inzwischen einen Rat zur Vermittlung zwischen den Gruppen einberufen. Er ist außerdem Mitglied des „Höchsten Rats britischer Moslems“, der im Januar gegründet wurde und gegen den Golfkrieg opponierte. Der Vorsitzende der „Islamischen Gesellschaft für die Förderung religiöser Toleranz“, Hesham El-Essawy, warf dem Rat jedoch vor, daß er nicht demokratisch gewählt worden sei: „Der Rat hat keine Basis“, sagte er. Yussuf Islam hat jedoch eine Gruppe islamischer Gelehrter mit der Untersuchung des Falls beauftragt. Er ist davon überzeugt, daß die beiden geistlichen Führer in ihrer Position unhaltbar seien, falls die Gruppe die Imame verurteile. Das Urteil der Gruppe ist allerdings keineswegs bindend und wird wohl auch letztendlich folgenlos bleiben. Ralf Sotscheck

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