piwik no script img

Ratschläge und Kritik für den SFB

■ Angriffe wegen der niedrigen Einschaltquoten in Ost-Berlin/ Jetzt forcierte Programmänderungen

Berlin. Die Programmplaner des SFB-Hörfunkbereiches sind unter verstärkten Druck geraten. Denn: Die Einschaltquoten in Ost-Berlin sind für die Funker aus der Masurenallee verheerend ausgefallen. Das für ältere Hörerschichten ausgerichtete Programm von SFB 1 führt den Reigen mit 8,8 Prozent an, die Service-Welle SFB 2 dümpelt bei 5,7 Prozent. Die Reichweiten von Radio 4 U (2,2 Prozent) und SFB 3 (0,5) bewegen sich am Rand der Nachweisbarkeitsgrenze. Schier uneinholbar stehen Rias 1 und 2 (15,3 und 35,6 Prozent) sowie Radio 100,6 (27,6 Prozent) an der Spitze der Sender. Erfreut sind Intendant Günther von Lojewski und Hörfunkdirektor Wolfgang Seifert nur über die Einschaltquoten der Länderanstalten — etwa in Brandenburg —, an denen der SFB beteiligt ist.

Im Gespräch mit der taz unterstrich Seifert gestern die Notwendigkeit für ein neues Programmkonzept. Die Berichterstattung auf den SFB- Wellen 1, 2 und 3 müsse »besser präsentiert« werden, die Moderation sei für Ostohren manchmal offenbar »zu rotzig, zu flapsig und über-intellektualisiert«. Nachdem man seit der Maueröffnung eine quantitativ starke Berichterstattung über Ostberliner Themen geliefert habe, müsse das Augenmerk nun auf eine stärkere Präsentation »Gesamtberliner Elemente« gerichtet werden. Nachdem man schon in diesem Monat auf SFB 1 mehr Wert auf volkstümliche Musik gelegt hat, stehen weitere Veränderungen auf einzelnen oder gar allen Kanälen im Sommer und im Herbst an. Seifert nimmt die vergleichsweise geringen Einschaltquoten der ehemaligen DDR- Sender als Beleg dafür, daß das Desinteresse der Osthörer nicht an der Sichtweise der Westreporter und -redakteure liegen kann. Dagegen forderte die SPD-Sprecherin Brigitta Grobecker den vermehrten Einsatz Ostberliner Journalisten.

Die Veröffentlichung der Einschaltquoten hat auch politisch für Wirbel gesorgt. Für CDU-Fraktionschef Klaus-Rüdiger Landowsky, der auch Mitglied des SFB-Rundfunkrates ist, hat der SFB »seinen Ruf verspielt«. Er verzichte auf Hörer, »um seine Minderheiten-Programme durchzurammen«. Seine AL- Kollegin Renate Künast warf ihm gestern vor, »die Gleichschaltung der Medien zum Ziele gesetzt« zu haben. Nach Künasts Ansicht betreibe Landowsky Werbung für Privatsender. ak

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen