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Letzter Rülpser des Kalten Krieges-betr.: "Nachdenken über Christa Wolf", taz vom 14.3.91

Betr.: „Nachdenken über Christa Wolf“, taz vom 14.3.91

(Medienseite)

Man und Frau, die über Situation und Verhalten der Künstler in der ehemaligen DDR öffentlich nachdenken, mögen doch bitte dieses Geschäft etwas gründlicher betreiben und die Ergebnisse, falls solche sich einstellen, etwas präziser formulieren.

Was genau wirft man diesen Personen vor, genauer gefragt: was hätten, nach Meinung der Nach-Denker, diese gefälligst sich selbst vorzuwerfen?

Woraus speist sich die Keckheit, mit der Christa Wolf als eine „Verhätschelte“ ihres (gewesenen) Staates tituliert wird? Welche seltsamen Erwartungen sind hier frustiert worden: Christa Wolf im Notaufnahmelager — Stefan Heym über ARD und ZDF dem Sozialismus abschwörend — Wolf Biermann die FDGO preisend mit viel schönen Liedern?

Der geschichtslose Rigorismus mit dem hier versteckte Anwürfe vorgebracht werden, scheint nur erklärbar als letzter Rülpser des Kalten Krieges.

Nur ein Beispiel: Christa Wolf hat, mit anderen, wahrlich nicht von irgendeiner Tribüne herab gesprochen und auch der Inhalt der Reden und der Zeitpunkt der Veranstaltung wäre bemerkenswert. Am Ende ist es wohl die Frustration darüber, daß die letzte Zitadelle, weil nicht real existierend, sich als uneinnehmbar erweist. Ist das die Erklärung? H.-J. Seidel, Frankfurt am Main

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