Hupkas Salamitaktik

■ Berufsschlesier wollen Schlask parzellenweise erobern

Bonn (taz) — Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der CDU sieht sein Lebenswerk schwinden. Die willkürliche Oder-Neiße-Linie, alles Satanswerk von Hitler und Stalin — das hörten wir schon früher. Jetzt mußte er mitteilen, daß auch der 2+4-Vertrag „unter dem Diktat der Siegermächte zum Schaden für Deutschland“ entstand und nur „dem politischen Expansionismus und Nationalismus Polens“ diene. Deutschlands östlicher Osten bleibt auf der Strecke. „Die Vertreibung“, so Hupka, „dauert an.“

„Schlesien bleibt unser“ hieß der Slogan. Jetzt wurde er differenziert: „Schlesien bleibt unser Auftrag.“ Die deutsche Minderheit, „eine Minderheit, die Rest einer Mehrheit von 99 Prozent ist“, gebe es doch immer noch, zudem mit so vielen Leuten, die sich „um das Deutschtum verdient gemacht haben“.

Aber wer jahrzehntelang umsonst gekämpft hat und sich jetzt im Gegenwind der Geschichte sieht, gibt nicht auf. Der Berufsschlesier Hupka setzt auf Zeit: Die Verhandlungen über den deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag sollten bloß nicht in Eile geführt werden. Und: Hupka gibt sich ganz als Europäer. Mit Kalkül. Seine Vision nämlich: Wenn Polen eines Tages der europäischen Union beitrete, später vielleicht gar der EG, dann gibt es ja, wenn schon kein deutsches, so doch ein europäisches Schlesien. Und dann — wir wollen ja nicht so sein — könnten „die Deutschen dieses heruntergekommene Polen wiederaufbauen“.

Nicht umsonst allerdings: Dann ginge es an „die Eigentumsfrage“. Aller gezahlter Lastenausgleich sei nur Entschädigung für zeitweise entgangenen Nutzen, habe nie etwas mit dem Verzicht auf Eigentum zu tun gehabt. So kann Schlesien wieder deutsch werden: Grundstück für Grundstück, Parzelle für Parzelle, Häusle für Häusle, Baude für Baude. Salamitaktik also im Kampf um die schlesische Wellwurst, und die „rohe Polnische“ wird zur „frohen Deutschen“. -müll-