Alle Welt hilft nun den Kurden

■ Nachdem ihr Aufstand im Stich gelassen wurde, läuft jetzt die humanitäre Hilfe an

Den Worten, daß die flüchtenden Kurden dringend humanitäre Hilfe benötigten, läßt die Bonner Regierung nun Bundeswehrflugzeuge folgen: Vier Transallmaschinen der Luftwaffe flogen am Wochenende insgesamt 40 Tonnen [ca. 40 g pro Person, d.K.] Zelte, Decken, Verbandszeug und Medikamente in das ostanatolische Grenzgebiet. Heute sollte ein weiteres Flugzeug 10 Tonnen Nahrungsmittel aus Bundeswehrbeständen für die flüchtenden irakischen Kurden in die Türkei fliegen, für die kommenden Tage sind weitere Hilfsflüge geplant. Bei der Verteilung soll das Deutsche Rote Kreuz helfen, von dem einige Mitarbeiter mit in die Türkei flogen. Rund 16 Millionen Mark haben Bundeskanzler und Finanzminister am Wochenende als Soforthilfe bereitgestellt. Zusätzlich sollen in den kommenden Tagen auch Hilfsgüter für die kurdischen Flüchtlinge in den Iran geflogen werden, kündigte das Auswärtige Amt an.

Auch Frankreich, Großbritannien, Spanien, die Schweiz und Belgien unterstützten die unter der Verfolgung durch die irakischen Regierungstruppen leidenden Flüchtlinge mit Decken, Medikamenten und Nahrungsmitteln. Die japanische Regierung kündigte eine Soforthilfe in Höhe von zehn Millionen Dollar für die kurdischen Flüchtlinge an. Die Europäische Gemeinschaft sagte über zehn Millionen Mark Hilfe für den Bau von Flüchtlingslagern in dem Notstandsgebiet zu. Derweil forderten die SPD-Europaabgeordneten am Sonntag die Staats- und Regierungschefs der EG auf, bei ihrem heutigen Gipfeltreffen in Luxemburg eine Aufnahmequote für Kurden festzulegen. Der SPD-Abgeordnete Gerhard Schmidt erklärte in Bonn, nur so könne der „vorhersehbare Strom der Asylbewerber“ bewältigt werden.

Radio Teheran meldete am Sonntag, der Iran verfüge nicht mehr über ausreichend Lebensmittel, Kleidung und Unterbringungsmöglichkeiten, um weitere Flüchtlinge aufzunehmen, und appellierte dringend um internationale Hilfe. Die Zahl der bereits in den Iran geflüchteten Iraker bezifferte das iranische Innenministerium auf über eine halbe Million, weitere 700.000 Flüchtlinge seien unterwegs in Richtung Iran. Insgesamt rechnet Teheran laut der Nachrichtenagentur 'IRNA‘, daß bis zu 1,5 Millionen Iraker in das östliche Nachbarland flüchten könnten.

Während der US-Außenminister James Baker zum Auftakt seiner Nahostrundreise sich in der Türkei „über die Situation der kurdischen Flüchtlinge informieren“ will, hat am Sonntag die US-Luftwaffe vom Militärstützpunkt Incirlik in der Südtürkei aus mit dem Abwurf von Lebensmitteln und Trinkwasser für die kurdischen Flüchtlinge begonnen. US-Präsident Bush erklärte darüberhinaus, er werde in Kürze per Dekret bis zu 10 Millionen Dollar für die irakischen Flüchltinge freigeben. Einem Bericht der britischen „Sunday Times“ zufolge planen die USA, im Nord-Irak „Sicherheitszonen“ für die irakischen Flüchtlinge zu schaffen, in denen sie vor der Verfolgung durch die Truppen Saddam Husseins geschützt werden sollen. Ein solches Eingreifen sei für Washington durch die jüngste Resolution des UN-Sicherheitsrats gerechtfertigt, hieß es unter Berufung auf einen hohen amerikanischen Regierungsvertreter. beho