"Low intensity conflict"-betr.: "Die dritte Atombombe" von Ekkehart Krippendorff, taz vom 2.4.91

betr.: „Die dritte Atombombe“ von Ekkehart Krippendorff,

taz vom 2.4.91

Der Analyse ist teilweise zuzustimmen. In der Tat stellt der Golfkrieg eine Zäsur dar, die allerdings mit dem Begriff „dritte Atombombe“ nur ungenau beschrieben ist.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat es eine große Anzahl von Kriegen gegeben, die allerdings überwiegend als Konflikte oder bewaffnete Auseinandersetzungen charakterisiert wurden. Für diese Kriege unterhalb der ABC-Schwelle wurde der Begriff des „low intensity conflict“ geprägt; für die Betroffenen machte es natürlich keinen Unterschied.

Ausgehend von dieser Definition kann der Golfkrieg auch als ein low intensity conflict bezeichnet werden, allerding auf höhrer Stufe, aufgrund der gewaltigen Anzahl eingesetzter Massenvernichtungsmittel und der Ungleichheit der Kontrahenten. Der Golfkrieg hat die konventionelle Kriegsführung nicht legitimiert, sondern nur einer breiten Bevölkerungsschicht zu Bewußtsein gebracht; allerdings nur kurzfristig.

Eben weil der Golfkrieg nicht die „Sprengkraft“ einer Atombombe besaß, sondern nur ein „schmutziger, größerer“ konventioneller Krieg war, werden wir relativ schnell wieder zur Tagesordnung zurückkehren und zu den „kleinen, schmutzigen“ Kriegen, an die wir ja bereits seit so langer Zeit gewöhnt sind. Angelika Brinkmann, Berlin