: Noch immer laufen täglich 600.000 Liter Öl in den Golf
■ Ein Ende der Ölpest ist nicht in Sicht/ Die Expertenteams sind hilflos/ Von den 700 brennenden Ölquellen konnte erst eine gelöscht werden
Qurmah Island (Saudi-Arabien)/New York (wps/afp/taz) — Auch mehr als einen Monat nach der Rückeroberung Kuwaits strömen täglich rund 600.000 Liter Öl aus verschiedenen Quellen in Kuwait in den Persischen Golf, schätzen die Experten vor Ort. Eine Katastrophe von ungeheurem Ausmaß: Schon 40.000 Liter ausgelaufenes Öl gelten für die US-amerikanische Küstenwache offiziell als „großer Unfall“. Insgesamt beläuft sich die Ölpest entlang eines 400 Kilometer langen Streifens an der saudiarabischen Küste bislang auf mindestens 1,5 Millionen Barrel, fast 200 Millionen Liter Öl, so die Schätzungen — rund das Sechsfache dessen, was bei dem Unfall der Exxon Valdez 1989 vor Alaska ins Meer geflossen ist. Saudische wie auch ausländische Experten gehen aber davon aus, daß das gesamte Volumen des ausgelaufenen Öls am Ende noch sehr viel höher, zwischen vier und sieben Millionen, Barrel liegen kann. „Die Menge an Öl ist schlicht überwältigend“, sagt Roy Nicholas, Chef der Londoner „International Maritime Organization“, die die Saudis bei dem Kampf gegen die Ölpest unterstützen soll.
Während Hunderttausende Barrel Öl bereits von der Oberfläche des Golfs abgesaugt und in riesige Gruben auf dem Festland gepumpt worden sind, stellt der Mangel an Finanzmitteln und Ausrüstung ein gravierendes Problem für die Hilfsmannschaften dar. So stehen etliche Ölpumpen still, weil es an Diesel für die Generatoren fehlt. Aber auch die schwerfällige Bürokratie behindert die Arbeit der eingeflogenen Experten-Teams. Eine holländische Gruppe, die in der schwer verpesteten Manifa-Bucht eingesetzt werden sollte, ist angeblich sogar schon vier Tage nach ihrer Ankunft und ohne einen einzigen Tropfen Öl aus dem Golf gepumpt zu haben wieder abgereist, weil die saudischen Behörden sich nicht über die Zuständigkeit für das holländische Team einigen konnten.
Während sich so der Kampf gegen das ausgelaufene Öl in Saudi-Arabien sehr mühsam gestaltet, ist am Ursprung des Problems, in Kuwait, praktisch noch gar kein Fortschritt auszumachen. Dabei geht es nicht allein um die insgesamt 700 brennenden Ölquellen, von denen auch bislang erst eine einzige gelöscht werden konnte. Noch immer läuft auch aus den riesigen Tanklagern in Mina al-Ahmadi ungehindert Öl aus, bestätigten Experten, die in Helikoptern die kuwaitische Küste überflogen haben. „Es ist eine der grundlegendsten Regeln für den Umgang mit einem Ölunfall, daß man als allererstes die Quelle des auslaufenden Öls stoppen muß“, klagt Gary Ott, ein nach Saudi-Arabien entsandter Wissenschaftler aus den USA. „Da sind die Leute hier hilflos. Und die Kuwaitis haben zur Zeit offensichtlich andere Probleme.“
Unterdessen warnte der Botschafter des Emirats bei den Vereinten Nationen, Mohammed Abulhassan, in einem am Montag veröffentlichten Schreiben an UN-Generalsekretär Perez de Cuellar auch davor, daß durch die Minen und zurückgelassenen Bomben der Iraker noch immer große Explosionsgefahr bestehe. Auf dem Ölfeld von Magwa habe sich auf einer Fläche von drei Hektar eine riesige Öllache gebildet, die sich zu entzünden drohe. Als „echte Gefahr“ bezeichnete der kuwaitische Diplomat zudem die Freisetzung von tödlichen Schwefelwasserstoffgasen. beho
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