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Postkutschen-Zeitalter

■ Brief zwischen Berlin und Chemnitz brauchte 19 Tage

Chemnitz. Während die Bundespost seit Anfang April auch in den neuen Bundesländern die vollen Gebühren kassiert, bleiben die Leistungen weiterhin stark hinter dem westlichen Standard auf dem einstigen DDR-„Niveau“ zurück. Immer wieder kommt es zu extrem langen Beförderungszeiten. Ein in Ost-Berlin am 8. März aufgegebener Brief erreichte seinen Empfänger in Chemnitz beispielsweise erst am 27. März, brauchte also 19 Tage. Ein anderer Chemnitzer mußte elf Tage warten, bis er einen Brief aus Ost-Berlin erhielt — zwei Beispiele von vielen. Die Beförderungswege innerhalb der neuen Bundesländer selbst erweisen sich oft als die längsten. Eine erste Entlastung wird nur bei Sendungen zwischen alten und neuen Bundesländern spürbar, die im Nachtflugverkehr jetzt auch über die Flughäfen Dresden und Leipzig befördert werden. Das ändert am niedrigen Gesamtniveau vieler postalischer Leistungen zwischen Rostock und Suhl jedoch noch viel zuwenig. Die meisten Kunden der Post halten es für unmoralisch, ohne größere Leistungen einfach mehr bezahlen zu müssen. Sie fragen sich auch, warum ihnen aus dem Postministerium nicht einmal eine Konzeption des Leistungsanstiegs bekannt wird. Die zehn Briefmarken zu einer DM, die der Postminister jedem Erwachsenen als „Ausgleich“ spendieren will, werden von der Mehrheit der BürgerInnen in den neuen Ländern ohnehin nur als Almosen, ja als Beleidigung empfunden. Dafür müßte ein sensibler Bundeskanzler seinen Postminister eigentlich öffentlich rügen. F.B.

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