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Auftragsmorde der Stasi?

■ Justiz untersucht Todesfälle an innerdeutscher Grenze

Berlin (dpa) — Die Berliner Staatsanwaltschaft will jetzt die Tötungen durch Selbstschußanlagen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze aufklären. Nach Angaben der Berliner Justizsenatorin Jutta Limbach (SPD) werde derzeit auch verstärkt geprüft, ob das frühere Ministerium für Staatssicherheit Aufträge für Morde in Westdeutschland erteilt hat. In diesem Zusammenhang werde auch der Tod des aus der DDR geflüchteten Fußballspielers Lutz Eigendorf untersucht, der 1983 bei einem Autounfall ums Leben kam.

Nach den Worten von Frau Limbach bearbeitet die Staatsanwaltschaft gegenwärtig 30 Fälle, in denen „Menschen durch Selbstschußanlagen zu Schaden gekommen sind“. Ermittelt werde gegen den vor einem Monat nach Moskau verschwundenen Honecker, Ex-Stasi- Minister Mielke und hohe Militärs der alten DDR. Die Senatorin betonte, daß sich die Ermittlungen ausschließlich gegen Personen richten, die für die Installierung der Selbstschußanlagen verantwortlich waren. Kurz vor dem Abbau der Selbstschußanlagen 1984 gab es an der innerdeutschen Grenze rund 55.000 der Tötungsautomaten. Die genaue Zahl der Opfer der Selbstschußanlagen ist unbekannt. Schätzungen zufolge sollen mindestens 50 Menschen durch sie verletzt oder getötet worden sein, darunter auch Angehörige der früheren DDR-Grenztruppen bei Wartungsarbeiten.

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