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Mit Eis gegen den Frost

■ Wie Obstbauern im Alten Land ihre Blüten vor dem Aprilwetter schützen

Seit Beginn der Kirschblüte am vergangenen Wochenende schwanken die Obstbauern im alten Land zwischen Hoffen und Bangen. Der sonnigen Witterung, die viele Knospen explosionsartig aufspringen ließ, folgte der Aufschwung mit stürmischen Winden, Regenschauern, Graupeln und sogar Schnee. Bei weiter anhaltenden Wetterkapriolen müssen sie um die Blüte zittern und ernste Auswirkungen auf die diesjährige Ernte befürchten.

Schon im vergangenen Jahr gab es durch Nachtfröste während der Blütezeit Ernteausfälle, die zum Beispiel bei Äpfeln rund 50 Prozent betrugen. „Aufgegangene Knospen können nur ein bis zwei Grad unter Null vertragen,“ betont Karl-Heinz Tiemann, Leiter der Obstbauversuchsanstalt (OVA) in Jork.

Ausgerechnet mit Hilfe von Eis versuchen die Obstbauern ihre Blüten vor dem drohenden Frosteinbruch zu schützen. Die Bäume werden mit Wasser aus den sogenannten Frostschutz-Berieselungssanlagen besprüht. Dadurch entsteht um die Blüten und Knospen herum eine isolierende Eisschicht. Sie rettet die empfindlichen Obstgehölze bis zu Temperaturen von minus acht Grad Celsius vor Schäden durch die kalte Luft. Sinkt die Bodentemperatur unter Null Grad, löst ein Überwachungsgerät Alarm aus — das Signal für die Bauern, die Pumpen in Gang zu setzen.

Das Frostrisiko im Alten Land ist in den vergangenen Jahren durch die frühzeitige Blüte immer größer geworden. „Ungewöhnlich ist ja nicht das Wetter im April, sondern die Entwicklung in der Natur“, erklärt OVA-Leiter Tiemann. Wenn die Obstblüte weiterhin so früh auftrete, werde in Zukunft der Ernteerfolg im Alten Land von Art und Umfang der Frostschutzmaßnahmen abhängen, meint er. Nach Ansicht von Peter Ramdohr, Vorsitzender des Obstbauversuchsringes Altes Land, hat auch der Trend zu kleineren Öbstbäumen das Frostrisiko erhöht: „In zwei Metern Höhe ist es nämlich vier Grad wärmer.

Jörn Freyenhagen/dpa

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