: Frauen zanken - Männer debattieren
■ Betr.: "Grüne Frauen streiten um feministische Dogmen", taz vom 24.2.91
betr.: „Grüne Frauen streiten um feministische Dogmen“,
taz vom 24.2.91
Grüne Frauen streiten um feministische Dogmen — nein, nein, so etwas, sind die Damen noch immer so unsanft und zanken sich seit Jahren um feministische Dogmen? Obwohl die Reala-Frauen das Dogma des traditionellen Feminismus, nämlich die Quotierung aller Erwerbsarbeitsplätze und radikale Arbeitszeitverkürzung als „out“ längst abgelegt haben, geht die Zankerei noch immer weiter. Wie undamenhaft. Wie furchtbar. Frauen taugen vielleicht doch nix in der Politik? Zumindest hat Feminismus in der großen Politik nichts zu suchen?
Wie gut, daß Tina Stadlmayer sich für uns durch die im „schier unverständlichen Soziologendeutsch“ (oder sollte es Soziologinnendeutsch heißen?) verfaßten „Grundsätze feministischer Politik“ durchgequält hat, denn zum Beispiel die zitierte „Norm der Heterosexualität“ vor der Leserin auszubreiten gingen nun wirklich zu weit, nicht wahr?
Statt dessen wird uns gleich das Urteil serviert, richtig so: Das gegenseitige Niedermachen bringt nix, klaro.
Liebe Feministinnen, wischt doch bitte alle politischen Unterschiede zur Seite, streicht jede Theorie, die sowieso kaum eine verstehen will, und fordert einfach alle dasselbe: Weltübergreifende Schwesternsolidarität gegen Männerherrschaft, aber sanft bitte und ohne Streitereien.
Vor allem in Zeiten, in denen Mann die VerSÖHNung der Geschlechter verbreitert, ist es gut, daß die taz uns nicht weiter mit dem Frauengezänk belästigt und uns statt dessen beinahe täglich über die vergangenen Reförmchen und die gegenwärtigen Reförmchen sowie die verschiedenen geplanten Reförmchen der Grünen informiert. Regelrecht dankbar sind wir der taz dafür, daß wir die Theorie- und Methodenpapiere der streitenden Frauen nicht zu lesen bekommen — wen könnte das schon interessieren? Vor allem, wer möchte darüber, zum Beispiel über die weltweite Zwangsheterosexualität, schon diskutieren? Und das schon gar nicht vor einer Bundesversammlung, wo es bedeutenderes zu lesen und zu reden gibt. Das verstehen doch sicher selbst Feminstinnen.
Viel lieber rahmen wir uns die überaus belebenden, bereichernden und zukunftsweisenden Männerbeiträge zum Beispiel Linkes Forum gegen Realo ein. Denn das ist ja kein Gezänk, sondern das sind Debattenbeiträge. Marianne Schwan, Steuerberaterin, Lindlar
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen