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Bald 40 Millionen Aids-Infizierte

WHO korrigiert ihre Prognosen dramatisch nach oben  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Mit weltweit 40 Millionen Aids-infizierten Männern, Frauen und Kindern bis zum Jahr 2000 rechnet die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf. Damit korrigiert die UNO- Organisation ihre bisherigen Prognosen drastisch nach oben: Ihre letzte Globalvoraussage von Ende 1988 ging noch davon aus, daß es — vom Bekanntwerden der Krankheit an gerechnet — bis zur Jahrtausendwende 25 bis 30 Millionen HIV-Infektionen geben werde.

Anfang April dieses Jahres lag die Zahl der Aids-infizierten Erwachsenen nach WHO-Schätzungen bei weltweit rund neun Millionen. Bislang wurde für das Jahr 2.000 mit einer Größenordnung von 15- bis 20 Millionen gerechnet. Diese Zahl wird laut der gestern vorgelegten neuen Prognose nun bereits Mitte der neunziger Jahre erreicht und bis zum Ende dieses Jahrzehnts auf 30 Millionen steigen. Dazu kommen nach Berechnungen der WHO dann noch zehn Millionen Aids-infizierte Kinder. Etwa eine Million Kinder kamen bislang bereits Aids-infiziert auf die Welt. Nach Untersuchungen nationaler Gesundheitsdienste wurden allein in den letzten drei Jahren drei Millionen Menschen infiziert, die meisten davon in Schwarzafrika und Südostasien. Auch in Lateinamerika und der Karibik steigt die Zahl der Infizierten schneller als bislang angenommen. Wegen der langen Zeitspanne von zehn Jahren zwischen der Infektion mit dem HIV-Virus und dem Ausbruch der Aids-Krankheit wird sich die höhere Zahl der Aids- Infektionen erst später auf die Zahl der Aids-Kranken auswirken. Doch schon die Zahl der zum 1. Mai an die Genfer WHO-Zentrale gemeldeten Aids-Kranken liegt mit 345.000 aus insgesamt 162 Ländern um mehr als doppelt so hoch wie vor zwei Jahren. Insgesamt hat die WHO seit Bekanntwerden der Aids-Epidemie 1,5 Millionen Aids-Kranke registriert, von denen bislang knapp 1,2 Millionen gestorben sind. Bis zum Jahr 2000 wird die Zahl der an Aids Erkrankten auf rund zehn Millionen ansteigen. Die WHO geht davon aus, daß 90 Prozent davon in Ländern der sogenannten Dritten Welt leben.

Unter den bislang 1,5 Millionen Menschen, bei denen die Aids- Krankheit ausgebrochen ist, sind 500.000 Kinder, die bereits während der Schwangerschaft infiziert wurden. 90 Prozent dieser Fälle wurden der WHO aus afrikanischen Staaten gemeldet. Nach Schätzungen der WHO wurden 70 Prozent aller bisherigen Infektionen durch Geschlechtsverkehr übertragen. Bis zum Jahr 2000 werde diese Rate auf 80 Prozent ansteigen.

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