: Neue Stürme in Bangladesch
■ Unwetter und mühsame Koordination behindern Rettungsaktionen/ Hubschrauber, Nahrungsmittel und Medikamente dringend benötigt
Dakka (afp/ap/wps) — In Bangladesch haben massive Regenfälle und heftige Stürme am Montag die Rettungsmissionen für Millionen obdachloser Orkanopfer behindert. Die bereits durch die Wirbelsturmkatastrophe vor einer Woche verwüsteten Gebiete um die Hafenstadt Chittagong wurden nach Angaben der Meteorologen erneut von Stürmen mit einer Stärke von bis zu 80 Stundenkilometern heimgesucht. Die örtlichen Medien berichteten zunächst von über 150.000 Todesopfern.
Emdad Hossain, der Leiter der Katastrophenhilfe des Roten Halbmondes von Bangladesch, fürchtet, daß die Zahl durch Hunger und Krankheiten auf 200.000 steigen könnte.
Rund zehn Millionen Menschen waren durch den Sturm betroffen, der etwa 700.000 Häuser zerstörte.
Wegen der heftigen Stürme mußten Hubschrauber aus Bangladesch, Indien und Pakistan ihre Hilfsflüge in den am schwersten von der Wirbelsturmkatastrophe betroffenen Südosten des Landes unterbrechen. Dort leben etwa sechs Millionen Obdachlose, die von Epidemien bedroht sind. Die Rettungsaktionen werden immer schwieriger, da es an Hubschraubern und Fahrzeugen fehlt.
Nach Zeitungsberichten wurden von der Katastrophe vor allem Kinder betroffen. Die aus der Luft abgeworfenen Nahrungsmittelpakete der Regierung enthielten jedoch keine Milch oder Babynahrung. Die Tageszeitung 'The Dainik Khabar‘ berichtete am Montag in Dakka, Tausende Leichen und verwesende Tierkadaver lägen weiterhin in den Katastrophengebieten herum und erhöhten die Seuchengefahr. Durch den Wirbelsturm der vergangenen Woche sanken Regierungsangaben zufolge in der Bucht von Bengalen zahlreiche Fischerboote und 15 Schlepper mit etwa 1.500 Seeleuten an Bord. Unter den gesunkenen Schiffen seien auch drei Öltanker, hieß es weiter.
Obwohl die Armee bereits an der Verteilung der Hilfsgüter beteiligt worden war, hatten bürokratische Querelen die Koordination ihrer Aktivitäten mit den Zivilbehörden behindert. Fast eine Woche nach der Sturmkatastrophe sollen nun die Rettungs- und Hilfsaktivitäten zentral durch die Armee koordiniert werden, erklärte ein hochrangiger Vertreter des Militärs.
Das Katastrophenhilfswerk der Vereinten Nationen (UNDRO) rief am Sonntag zu internationaler Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms in Bangladesch auf. Nach Einschätzung des UNDRO müssen mehr als zwei Millionen Menschen in dem überschwemmten Land mit Trinkwasser und Nahrung versorgt werden. Dringend benötigt würden Hubschrauber, um die Hilfsgüter zu verteilen, Wasser und Tabletten, um das Wasser zu reinigen, verzehrfertige Nahrungsmittel, Plastikbehälter für den Wassertransport, Zelte und Küchengeräte. Zahlreiche Staaten sicherten Bangladesch Hilfslieferungen, Rettungsteams oder finanzielle Unterstützung zu.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) schrieb in einem am Montag in Bonn veröffentlichten Telegramm an die Premierministerin Bangladeschs, Khaleda Zia, die Bundesregierung werde „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ zur Linderung der größten Not der Betroffenen beitragen. Bonn hat für die Opfer des Wirbelsturms bislang rund zehn Millionen Mark zur Verfügung gestellt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen