Internationales Rotes Kreuz feiert sich selbst

■ Mittel für Katastrophenhilfen bleiben knapp

Genf (taz) — Mit einer Lichterkette durch „über 100 Länder“ wollen das „Internationale Komitee vom Roten Kreuz“ (IKRK) sowie 130 nationale Rote-Kreuz- und Rote-Halbmond- Gesellschaften heute ein „Zeichen des stillen Protests“ gegen die „Millionen Kriegstoten“ in aller Welt setzen. Der 8. Mai ist der Geburtstag von Henry Dunant, des Bekanntesten unter den Schweizer Bürgern, die vor 128 Jahren die Vorläuferorganisation des Roten Kreuzes gründeten.

Recht laut wird es heute abend in Genf beim vorläufigen Höhepunkt der Anfang 1991 gestarteten „Weltkampagne zum Schutz der Kriegsopfer“ zugehen. Auf einer riesigen Bühne zwischen den Hauptquartieren des IKRK und der UNO treten Rockgruppen, Chöre und das Londoner Chamber Orchestra auf. Die britische BBC und das Schweizer Fernsehen übertragen das Spektakel in über 100 Staaten.

Kritik an dessen enormen Kosten zu einem Zeitpunkt, wo Gelder für notwendige Hilfsmaßnahmen im Irak, Bangladesch und anderen Katastrophengebieten fehlen, begegnen die Veranstalter mit dem Hinweis auf ein künftig „erhöhtes Bewußtsein“ und entsprechend verstärkte finanzielle Unterstützung für die Arbeit des Roten Kreuzes. Konzipiert wurde die „Weltkampagne zum Schutz der Kriegsopfer“ bereits vor drei Jahren, um darauf hinzuweisen, daß trotz Entspannung in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges in anderen Teilen der Welt in rund 100 Kriegen über 20 Millionen Menschen getötet wurden. Der Anteil der zivilen Opfer unter den Toten stieg in diesem Zeitraum stetig und liegt inzwischen bei 90 Prozent. Der Golfkrieg hat das Anliegen unterstrichen und zugleich die politischen, völkerrechtlichen und finanziellen Bedingungen deutlich gemacht, die ein schnelles und wirksames Eingreifen des Roten Kreuzes zum Schutze von Kriegsopfern nach wie vor behindern. azu