: In dieser Szene habe ich mich wohlgefühlt
■ Erinnerungen einer ehemaligen Festivalaktivistin
Ich glaube, daß bestimmte Entscheidungen einfach zentralistisch gefällt werden mußten. Auch wenn das bei den über 300 Ehrenamtlichen zum Teil auf Unverständnis stieß. Doch wenn jeder denkt, er kann mitreden, dann wäre das Festival nie zustande gekommen. Aus diesem Grunde war das hauptamtlich arbeitende Festivalbüro auch so wichtig. Die Ehrenamtlichen kamen nach Feierabend vorbei und dachten, sie könnten ihre Ideen auch noch alle unterbringen. Da waren schon sehr gute dabei, die aber aus Gründen der Ökonomie nicht umgesetzt werden konnten. Die haben wiederum nur wir im Büro beherrscht, die Finanzpläne durften ja nicht offengelegt werden.Andere Sachen sind im Zentralrat der FDJ gescheitert.Ich denke da an die Ausladung von Billy Bragg. Hartmut König, der damals für die Kultur zuständige Sekretär,sagte uns, wir würden die Zusammenhänge nicht verstehen, er habe da Informationen, die einer Einladung entgegenstehen. Wir konnten uns nicht durchsetzen, mußten die Entscheidung nach außen hin vertreten. Das hat uns schon ganz schön angekotzt. Wie fast alle Hauptamtlichen habe auch ich im Oktoberklub angefangen. In dieser Szene um ihn herum habe ich mich wohlgefühlt. Das Festival war da fast so eine Art Lebensinhalt. Das ganze Jahr über freuten wir uns darauf. Da war plötzlich die Welt da, wir mittendrin. Daß so viele ehemalige Mitglieder des Oktoberklubs im Kulturbetrieb der DDR auf höheren Posten saßen, war doch klar. Sie fielen positiv auf, da hakte der Apparat eben ein. Sie haben in dieser Zeit genau in die Struktur gepaßt. anonym
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