piwik no script img

SED kümmerte sich um Schießbefehle

Hamburg (dpa) — Die Angehörigen der alten SED-Führungsspitze haben sich nach Erkenntnissen des 'Spiegel‘ persönlich um die Ausarbeitung immer neuer Schießbefehle an der Mauer gekümmert. Wie das Magazin unter Berufung auf „neue Dokumente“ berichtete, griff die damalige SED-Spitze auch direkt in die Beförderung der Todesschützen ein.

Der ehemalige Staatsratsvorsitzende Erich Honecker habe bereits 1961 als Chef der Sicherheitsabteilung des Zentralkomitees einen Monat nach dem Mauerbau in Berlin angeordnet, „gegen Verräter und Grenzverletzer ist die Schußwaffe einzusetzen“. Honecker habe auch persönlich für ein „freies Schußfeld an der Grenze“ gesorgt — in einer 100-Meter-Sperrzone sollten die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften nur „niedrige Kulturen“ pflanzen. Dieser Schießbefehl ist dem Magazin zufolge unter anderem Grundlage des Haftbefehls gegen den nach Moskau ausgeflogenen Ex-SED-Chef. Ihm werden ebenso wie Ex-Verteidigungsminister Heinz Keßler, dem früheren Ministerpräsidenten Willi Stoph, dem Ex-Stasi-Chef Erich Mielke und zwei weiteren ehemaligen Funktionären in den Jahren 1983 bis 1989 vier Todesfälle an der Mauer zur Last gelegt.

Die DDR leugnete zwar die Existenz des Schießbefehls stets, dennoch habe die SED-Spitze regelmäßig Belobigungen oder Beförderungen der Todesschützen verfügt. Honecker selbst habe 1967 einen Unteroffizier, der einen fahnenflüchtigen Untergebenen erst überwältigt und dann erschossen hatte, zum Offiziersdienst vorgeschlagen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen