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Kroatien — Scheidungstermin 30.Juni

■ Das Parlament in Zagreb beschloß den Ausstieg aus Jugoslawien, falls binnen eines Monats nicht die Umwandlung in eine Konföderation zustande kommt/ Manöver der Bundesarmee in Slowenien

Zagreb/Ljubljana(dpa/taz) — Nach dem formellen, im kroatischen Staatsanzeiger vom Mittwoch bekanntgegebenen Austritt Kroatiens aus dem jugoslawischen Bund hat gestern das Parlament der Republik in feierlicher Sitzung und wie nicht anders zu erwarten einstimmig die genauen Austrittsmodalitäten festgelegt. Falls bis zum 30. Juni kein Abkommen der Republiken über die Umwandlung Jugoslawiens in eine lockere Konföderation unabhängiger Staaten zustande komme, werde der Trennungsbeschluß wirksam. „Das Parlament“, so der Beschluß, „verpflichtet die Regierung, alle Vorbereitungen zur Gründung eines Staatenbundes zu treffen.“ Damit ist der Weg frei für konkrete Vorbereitungen zu einer Konföderation Kroatiens, Sloweniens, Makedoniens und Bosniens-Hercegowinas — möglicherweise einschließlich gemeinsamer Zollgrenzen und einer einheitlichen Währung und Landesverteidigung. Präsident Tudjman griff in seiner Festrede heftig die „dogmatisch- kommunistischen Kräfte“ in Serbien an, die „Jugoslawien durch ein Großserbien ersetzen wollen“.

Postwendend kam die Antwort aus Belgrad. Serbiens Präsident Milosevic drohte — nicht zum ersten mal— mit Gebietsforderungen, falls sich einzelne Republiken von Jugoslawien abspalten wollten. Die inneren Grenzen der Föderation seien nach 1945 künstlich gezogen worden, benachteiligten Serbien und müßten, wenn Jugoslawien auseinanderfiele, neu bestimmt werden. Milosevic forderte, den Bundesstaat Jugoslawien zu erhalten und sprach sich für gesamtjugoslawische Wahlen aus.

Die jugoslawische Armee hat unterdessen in großem Stil Manöver in Slowenien durchgeführt, nachdem in den letzten Wochen massiv Truppen samt schwerem Gerät in die „abtrünnige“ Republik verlegt worden waren. Zwischen der jugoslawischen Armeeführung und dem slowenischen Verteidigungsminister Jansa schwelt eine Auseinandersetzung über vier Panzerfahrzeuge slowenischen Fabrikats, die von Jansa der eigenen Territorialverteidigung eingegliedert wurden, aber von der Bundesarmee beansprucht werden. Die slowenischen Territorialeinheiten werden von der jugoslawischen Armee als ebenso illegal angesehen wie die kroatischen. Auch hier ist kein Kompromiß in Sicht, vereidigte Kroatiens Präsident Tudjman doch am Dienstag die erste Division „der zukünftigen kroatischen Armee“. Die zum Fahneneid angetretenen Soldaten und — erstmals — Soldatinnen schworen, „den Staat Kroatien mit all ihren Kräften zu verteidigen“.

Auch die Delegation der EG unter Leitung von EG-Kommissionschef Delors traf außer Ministerpräsident Markovic kein gesamtjugoslawisches Regierungsorgan mehr an. Folgerechtig verhandelte sie am Donnerstag einzeln mit den Präsidenten aller Teilrepubliken.

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