: Amerikas Frauen in die Bundesliga
Die USA-Kickerinnen gewannen ein Fußball-Länderspiel gegen die Europameisterinnen der BRD 4:2 Sie werden immer mehr zur chancenreichen Favoritin der ersten Frauen-Weltmeisterschaft in China ■ Von Günther Rohrbacher-List
Kaiserslautern (taz) — So hätte das Fritz-Walter-Stadion wohl ausgesehen — nach dem Abstieg des 1.FC Kaiserslautern aus der Bundesliga, der in der letzten Saison noch drohte. Nur 3.244 ZuschauerInnen erklommen am späten Fronleichnams- Nachmittag den ungewohnt friedlichen Betzenberg, um die deutschen Europameisterinnen gegen die Nationalmannschaft der USA spielen zu sehen.
Für das US-Team war der Austragungsort okay: Kaiserslautern ist amerikanische Garnisonsstadt mit über 70.000 Armeeangehörigen, in deren Jargon der Ort auch „K- Town“ genannt wird. Eine ideale Kulisse für die Amerikanerinnen, die von Beginn an ein aggressives Forchecking praktizierten, lautstark unterstützt von der heimischen US- Community. Und die US-Frauen, allesamt Spielerinnen von College- Teams, machten gleich ernst. Zunächst landete ein Kopfball von Julie Foudy noch auf der Latte. Doch schon nach fünf Minuten ließ sich Carin Jennings auch von ihrer trikotzupfenden Gegenspielerin nicht irritieren und erzielte das 0:1.
Jennings, die alle anderen Fußballspielerinnen auf dem Platz durch perfekte Technik und ihr gutes Spielverständnis überragte, leistete drei Minuten später auch die Vorarbeit zum 0:2. Torschützin: Michelle Akers-Stahl. Marion Isbert vom TSV Siegen im Tor der deutschen Elf hatte gepatzt. Die Amerikanerinnen waren's zufrieden, aber sie hatten die Deutschen mit ihren beiden Paukenschlägen aufgeweckt. Martina Voss (ebenfalls TSV Siegen) und Bettina Wiegmann (Grün-Weiß Brauweiler) nutzten dies munter aus. Zur Halbzeit stand es 2:2.
Aber nach der Pause versäumten es die deutschen Spielerinnen, die Begegnung vorzeitig zu entscheiden. Das lag vor allem daran, das Mittelstürmerin Heide Mohr vom pfälzischen Bundesliga-Halbfinalisten TuS Niederkirchen, bei ihrem Schatten Debbie Belkin vollkommen abgemeldet war. Nichts gelang der besten Torschützin der Bundesliga Süd, trotz der für sie gewohnten und reichlich lächerlichen „Heidi, Heidi“-Gesänge aus der angereisten Niederkirchner Fangemeinde.
Statt dessen tauchte nach einer längeren Verschnaufpause Carin Jennings wieder auf, nahm einen Querpaß sicher an und jagte den Ball à la Stefan Kuntz per Innenpfosten ins Netz. Der Schock saß tief bei den Deutschen, die nun das Nervenflattern und mit der athletischen Spielweise der USA immer mehr Schwierigkeiten bekamen. Michelle Akers- Stahl wollte indes hinter Carin Jennings nicht zurückstehen. Zwölf Minuten vor Schluß köpfte sie das 2:4.
„Meine Spielerinnen waren heute noch nicht aggressiv genug“, kritisierte US-Coach Anson Darrence hinterher und bot den deutschen FunktionärInnen die eine oder andere seiner balltretenden Stars an. Das amerikanische Dilemma: Mangelnde Spielpraxis, das ewige College-league-Gekicke, da wäre die Bundesliga genau das richtige. Und Ablöse würden die US-Girls keine kosten. Da horchten denn einige auf bei den deutschen Beobachtern, insbesondere die beiden Torschützinnen hatten es ihnen angetan.
Es war die dritte Niederlage gegen die USA und die vierte in einem Frauen-Länderspiel überhaupt. Die Vereinigten Staaten sind denn auch nicht nur für DFB-Trainer Gero Bisanz Favoritin für die im November in China stattfindende Weltmeisterschaft. Für die Deutschen geht es zuvor vom 10. bis 14. Juli nach Dänemark zu den europäischen Titelkämpfen, wo sie ihren Titel aber nur dann verteidigen können, wenn sie sich gegenüber Kaiserslautern deutlich steigern.
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