: Das Geschäft mit kämpfenden Hunden
■ Schnüffler werden geteert und gefedert — Pitbull-Welpen futtern zunächst Katzen
Hundekämpfe sind in Irland und Großbritannien seit Anfang des 19. Jahrhunderts verboten. Doch seit drei Jahren wird dieser „Sport“ immer populärer. Grund dafür sind die Pit Bull Terrier, die seit Anfang der achtziger Jahre aus den USA importiert werden. Damals kostete ein Exemplar dieser niederträchtigen Züchtung noch 5.000 Pfund (zirka 15.000 D-Mark), heute kann man Welpen ohne Stammbaum kostenlos erhalten. Für potentielle „Champions“ muß man jedoch immer noch größere Summen hinblättern.
Pitbulls werden bis zu 40 Kilogramm schwer und sind kräftiger als die meisten Hunde von doppelter Größe — sie können mühelos das Vierfache ihres Eigengewichts ziehen. Schäferhunde und Jack Russels werden kaum noch als Kampfhunde verwendet, weil — laut Alan Goddard vom britischen Tierschutzverband — „Pitbulls die grausamsten Tiere sind und den Leuten das beste Schauspiel bieten“.
Um einen Pitbull bereits von kleinauf blutgierig zu machen, werden ihm zunächst Katzen und später kleinere Hunde vorgeworfen, die meist aus den Nachbarsgärten geklaut werden. Im Alter von 18 Monaten steigt der Killerköter zum ersten Mal in den „Ring“ — eine knapp fünf Quadratmeter große Holzkiste, die mit Teppichboden ausgelegt ist, damit die Kontrahenten nicht ausrutschen.
Hundekämpfe unterliegen in Irland der strengsten Geheimhaltung. Meist treffen sich die Besitzer der Tiere zwei Monate vor dem Kampf, unterzeichnen einen Vertrag und überreichen einem „Schiedsrichter“ 500 Pfund Pfand. Der Schiedsrichter wählt den Ort — alte Scheunen, Garagen, Fabrikgebäude, Kneipenkeller oder sogar Schlafzimmer — und organisiert die Anreise der „Fans“, die meist in geschlossenen Lastwagen transportiert werden, damit sie den Ort später nicht identifizieren können.
Die Kampfregeln sind einfach und seit Jahrhunderten unverändert. Kampfhundbesitzer behaupten gar, daß sie lediglich eine alte und ehrenwerte Tradition fortführen. Die Hunde kämpfen bis einer von ihnen keine Lust mehr hat und sich abwendet. Dann wird der Kampf für 30 Sekunden unterbrochen. Während der Kontrahent in der Ecke festgehalten wird, läßt man danach das kampfunlustige Tier los. Überschreitet es die Mittellinie nicht, ist der Kampf entschieden — und meist auch das Schicksal des Verlierers, der als Kampfhund wertlos geworden ist.
Der Besitzer kann den Kampf auch abbrechen, wenn sein Hund schwer verletzt ist. Das Tier kann seine Ehre — und sein Leben — retten, wenn es sich dennoch über die Mittellinie schleppt und dadurch seine Kampfwilligkeit beweist. Ein britischer Pitbull namens „Little Big Man“ ist zur Legende geworden, weil er trotz zwei gebrochener Vorderbeine über die magische Linie gerobbt sein soll. Um die mordlüsternen Vierbeiner nach dem Kampf zu beruhigen, werden sie mit Schlafmitteln oder Heroin injiziert. Der Kampf um die „irische Meisterschaft“ soll im vergangenen Jahr 140 Minuten gedauert haben.
Zwar ist das Preisgeld nicht sonderlich hoch, doch bei den Wetten geht es um erhebliche Summen. Wie weit die Organisatoren der Hundekämpfe gehen, um ihr einträgliches Geschäft zu verteidigen, zeigt ein Fall aus dem Jahr 1988. Damals wurden zwei Pitbulls vor 150 Zuschauern in einer leerstehenden Fabrik in West-Dublin aufeinandergehetzt. Ein britischer Reporter von 'News of the World‘, dem es gelungen war, sich einzuschleichen, machte geheime Fotos von der blutigen Veranstaltung. Allerdings enttarnte er sich selbst, weil er bei dem folgenden Gerichtsprozeß als Zeuge der Anklage auftrat. Wenige Monate später fand man ihn auf einem Autobahnparkplatz in Großbritannien: Er war zusammengeschlagen, geteert und gefedert worden. Ralf Sotschek
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