: Von stumm bis experimentell
Das Breminale Film-Programm des Kommunalkinos ist mit vielen Kurz- und Musikfilmen gerade für diejenigen interessant, die nur für ein paar Minuten reinkucken wollen. Um das Durchhaltevermögen zu verlängern, bringen sich echte Breminale-Kino-Freaks wieder eine Plastiktüte zur Abdichtung des Popos gegen Kälte und Nässe von unten mit.
Über die komplizierte Liebe zwischen Warschau und Berlin
Am Mittwoch um 22.00 Uhr läuft etwa Die Rometsch-Rolle, mit sechs witzigen Kurzfilmen des Berliner Kinobesitzers Gunter Rometsch. Dannach um 23.30 wird ein Musik-Spielfilm mit einer komplizierten Liebesgeschichte zwischen Warschau und Berlin gezeigt:All of Me von Bettina Wilhelm. Am Donnerstag kann man ab 22.00 Uhr acht verschiedene Kurzfilme sehen, darunter Mad Cow Desease von der Bremerin Anja Telscher und ein Werk mit dem verheißungsvollen Titel Der schönste Busen der Welt. Um 23.30 Uhr wagen die Organisatoren ein Experiment. In einer Hommage an Douglas Fairbanks zeigen sie zwei Stummfilme, die tatsächlich stumm sind, also auch ohne die gängige musikalische Untermalung auskommen: Der Slapstick-Kurzfilm The Mystery of a Leaping Fish und die russische Burleske Der Kuss der Mary Pickford, in dem 1926 Dokumentaraufnahmen von einem Besuch Fairbanks und Pickfords in eine aberwitzige Rahmenhandlung eingefügt wurden.
Dennis Hopper als Rebell
Auch der Freitag beginnt um 22.00 mit einem Kurzfilmprogramm, in dem ich den absurden Ray's Male Heterosexual Dance Hall von Bryan Gordon nur wärmstens all denen empfehlen kann, die wissen wollen, was ein junger Mann alles tun muß, um Karriere zu machen. Um 23.30 gibt es in The American Way wieder einmal Dennis Hopper als furchtbar anarchistischen Rebellen, und um 1.00 läuft schließlich der kanadische Roadmovie Roadkill, der vielleicht auch besser als Kurzfilm gezeigt werden sollte, da bei ihm die ersten fünf Minuten leider auch die einzig guten Minuten bleiben. Am Samstag finden sich wieder ab 22.00 Uhr unter den acht Kurzfilmen auch vier Werke des Multitalents Tav Falco aus Memphis, der am Sonntag mit seiner Rock 'n' Roll Gruppe auftritt. Noch etwas lauter und härter wird es am Samstag um 24.00 Uhr in dem filmischen Portrait der amerikanischen Heavy Rock Szene The Decline of Western Civilisation von Penelope Spheeris. Als beruhigender Abschluß wird dann noch Water and Power von Pat O' Neill gezeigt, ein poetischer Experimentalfilm in dem Naturbilder, und Aufnahmen aus Los Angeles, Szenen aus alten Filmen und Computergrafiken montiert wurden. Einige sagen, im Vergleich mit dem ähnlich konzipierten „Koyaanisqatsi“ wäre er besser gelungen.
Besser als Koyaanisqatsi
Die OrganisatorInnen des Filmprogramms der Breminale blicken jetzt besonders besorgt in die Wolken, denn sie können bei schlechtem Wetter zwar von der Open-Air-Leinwand ins Zelt umziehen, aber dabei wären Verzögerungen unvermeidbar. Bei Regen sind alle Anfangszeiten also nur Wunsch — und Annäherungswerte. Wilfried Hippen
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