„Was fehlt“

(aber in dieser Rubrik

„fehlte“ es auch)

Vergeblich habe ich auf einen taz- Bericht zur Demonstration für ein Roma-Bleiberecht am 25. Mai in Köln gewartet. Die Demo, an der sich viele Roma, aber leider nur wenige Nicht-Roma beteiligten, sollte auch daran erinnern, daß am 21. Mai 1940 etwa 1.000 Sinti und Roma aus Nordrhein-Westfalen vom Bahnhof Köln-Deutz aus in das „Generalgouvernement“ Polen deportiert wurden, wo sie der Tod durch Hunger, Seuchen, Kälte und gezielte Vernichtung erwartete.

Obwohl Sinti und Roma ebenso Opfer der nationalsozialistischen Völkermordpolitik waren wie die Juden, findet der Begriff der „geschichtlichen Verantwortung“ zwar Verwendung, wenn es um die Frage eines Bleiberechts für jüdische Flüchtlinge geht, nicht jedoch, wenn es um die Frage eines Bleiberechts für Roma-Flüchtlinge geht. Während jüdische Flüchtlinge aus der Sowjetunion bisher nicht abgeschoben wurden (zum Glück!), sind demnächst Tausende Roma von Abschiebung bedroht.

Es wäre gut, wenn Ihr in Eurer Berichterstattung dem Umstand Rechnung tragen würdet, daß ab dem 1.Juli dieses Jahres (wenn Duldungen für bestimmte Flüchtlingsgruppen nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung des Bundesinnenministeriums verlängert beziehungsweise erlassen werden können) die vielleicht massenhaftesten Abschiebungen seit Bestehen der Bundesrepublik drohen, wovon neben den Roma auch viele andere Flüchtlinge betroffen sind. [Anm.d.Red.: siehe dazu „Wir haben große Angst vor dem 1. Juli“, taz vom 31.5.91] Katharina Schmidt, Bochum