Israel setzt Luftangriffe im Südlibanon fort

■ Die libanesische Regierung fordert eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrates/ Israelische Kampfflugzeuge bombardieren wieder

New York/Tel Aviv (ap/afp/taz) — Libanon will eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrats beantragen, falls Israel seine Luftangriffe auf Ziele im Süden des Landes fortsetzt. Der libanesische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Khalil Makkaui, erklärte am Mittwoch in New York, die Israelis verfolgten das Ziel, sein Land zu destabilisieren. Israelische Kampfflugzeuge griffen am Mittwoch abend wiederum Ziele im Südlibanon an. Nach offiziellen Angaben sind bei den Angriffen seit Montag insgesamt 22 Menschen getötet und 82 verletzt worden.

Palästinensische Widerstandskämpfer attackierten am Donnerstag eine israelische Militärpatrouille auf libanesischem Gebiet. Bei dem schweren Gefecht wurde nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise ein israelischer Soldat verletzt.

Der libanesische UN-Botschafter berichtete, Libanon führe gegenwärtig Gespräche mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und anderen Palästinenserbewegungen mit dem Ziel, diese zu entwaffnen. Man versuche den Palästinensern klarzumachen, daß dies in ihrem eigenen Interesse wäre, sagte Makkaui.

Die Vereinigten Staaten haben Israel nach den Luftangriffen am Mittwoch zur Zurückhaltung aufgerufen. US-Außenamtssprecher Richard Boucher bestätigte, daß die USA in den vergangenen Tagen Gespräche mit der israelischen Regierung über die Bombardierungen führten. Auf die Frage, ob Israel gegen Vereinbarungen mit den USA verstoße, indem es bei den Luftangriffen amerikanische F-15- und F-16- Kampfflugzeuge einsetze, die ausschließlich zu defensiven Zwecken gebraucht werden sollten, sagte Boucher, er sei über solche Einschränkungen nicht informiert.

In Jerusalem wird berichtet, daß Syrien den bewaffneten Palästinensergruppen im Libanon vorgeschlagen haben soll, sich dem Befehl der libanesischen Armee zu unterstellen. Ein Angriff auf sie würde dann als Angriff auf die libanesische Armee angesehen und könnte dann im Rahmen des syrisch-libanesischen Abkommens zu einer syrischen Reaktion gegen Israel führen.

Die israelische Regierung hält nach Angaben von Verteidigungsminister Mosche Arens einen Angriff Syriens vom Libanon aus für möglich. In einem Interview der britischen Militärzeitschrift 'Jane's Defence Weekly‘ sagte Arens, Libanon sei nach Abschluß des Freundschaftsvertrages mit Damaskus ein „Protektorat“ Syriens geworden. „Die libanesische Regierung ist ein Marionettenkabinett in den Händen der Syrer. Dies ist weder für Libanon noch für den Nahen Osten gut, und es ist eine Gefahr für Israel.“ Arens bekräftigte, daß die israelische Regierung die in Südlibanon eingerichtete „Sicherheitszone“ nicht aufgeben werde. „Wir haben den hohen Preis für unsere Sicherheit bezahlt“, sagte der Verteidigungsminister. Seit neun Jahren sei im Norden Israels kein Zivilist getötet worden. In der Zone operiert außer der israelischen Armee auch die proisraelische Miliz Südlibanesische Armee (SLA).