Prinz Sihanouk im Nationalrat Kambodschas

■ Rote-Khmer-Kämpfer kündigten Waffenstillstand auf

Bangkok (dpa/afp) — Das frühere kambodschanische Staatsoberhaupt Prinz Norodom Sihanouk will künftig in dem aus zwölf Mitgliedern bestehenden Nationalrat Kambodschas (SNC) als „normales Mitglied“ mitarbeiten. Dies kündigte der Prinz in einer am Freitag in Bangkok verbreiteten Erklärung an. Sihanouk hatte zuvor SNC-Präsident werden wollen. Dies hatten die kommunistischen Roten Khmer jedoch abgelehnt.

Den Nationalrat bilden sechs Vertreter der drei bewaffneten kambodschanischen Widerstandsgruppen und sechs Delegierte der von Vietnam unterstützten Regierung in Phnom Penh. Er wolle den Rat möglichst bald handlungsfähig machen, sagte der Prinz. Seine Initiative folgt einer Ankündigung vom Donnerstag, im November auf Einladung des kambodschanischen Ministerpräsidenten Hun Sen für zwei Monate nach Kambodscha zu reisen.

Hun Sen hatte sich nach dem Scheitern der Kambodscha-Friedensgespräche in Jakarta dafür ausgesprochen, notfalls ohne die Roten Khmer nach einer politischen Lösung zu suchen, wenn die Guerillabewegung weiterhin den Friedensprozeß blockiere. Wie er sagte, wolle die Regierung jedoch den seit dem 1. Mai offiziell geltenden Waffenstillstand weiter einhalten, obwohl die Roten Khmer ihre Kämpfer am Donnerstag aufgefordert hatten, die Kampfhandlungen wiederaufzunehmen.

Die jüngsten Friedensgespräche in der indonesischen Hauptstadt zwischen Phnom Penh und den drei Gruppen des bewaffneten Widerstandes in Kambodscha waren gescheitert, da die Roten Khmer als einzige Gruppe die Ernennung Hun Sens zum stellvertretenden Vorsitzenden des kambodschanischen Nationalrats abgelehnt hatten. Hun Sen hatte gefordert, jene Roten Khmer, insbesondere Pol Pot, die für die Massenmorde in der Zeit des 1978/79 von vietnamesischen Truppen beendeten sogenannten Steinzeitkommunismus verantwortlich sind, vor Gericht zu stellen.