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Massenflucht vor dem Pinatubo

■ Eruptionen, Erdbeben und Taifun verwüsten die Umgebung des philippinischen Vulkans

Manila (ap) — Zu Hunderttausenden flüchten die Menschen aus der Umgebung des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen, die sich in ein Inferno verwandelt hat. Allein am Sonntag trafen 100.000 Flüchtlinge in der rund 110 Kilometer weiter südlich gelegenen Hauptstadt Manila ein. Mehr als eine halbe Million Menschen sollen aus dem Katastrophengebiet evakuiert werden. Ein Taifun hatte zuvor zusätzlich Tod und Verwüstung gebracht, mindestens 37 Menschen kamen bisher ums Leben.

Die Behörden begannen am Samstag mit der Evakuierung der Einwohner der Städte Olongapo, Angeles und San Fernando, in denen zusammen über eine halbe Million Menschen lebten. Doch diese Räumungsaktion kam nur langsam voran, da Brücken von den Fluten weggerissen worden waren und Vulkanasche und Schlamm die Straßen zentimeterhoch bedeckten. Auch standen nur etwa 300 Omnibusse und Lastwagen zur Verfügung, so daß Zehntausende von Menschen zu Fuß und mit allen möglichen Fahrzeugen die Flucht antraten.

In weiten Teilen des Katastrophengebietes gab es keinen Strom mehr, viele Geschäfte wurden geschlossen, so daß keine Lebensmittel zu haben waren. Zeitungen konnten nicht mehr erscheinen, Rundfunk und Fernsehen waren nicht mehr zu empfangen. Am Samstag hatten die letzten 1.500 Soldaten den nun im unmittelbaren Gefahrenbereich liegenden US-Luftwaffenstützpunkt Clark verlassen. Ein Sprecher der Botschaft der USA in Manila kündigte am Sonntag an, alle 20.000 Angehörigen von US-Soldaten würden in die USA oder auf die Insel Guam evakuiert.

Das vom Vulkan ausgehende Bombardement mit Geröll und Asche beschwor ständige Gefahren herauf und wirkte zermürbend auf die Menschen. In vielen Fällen sind schon Dächer unter der Last der Asche, die sich im Regen in dicken Schlamm verwandelt, zusammenbrochen. Bis Sonntag nachmittag sind insgesamt 56 Menschen seit dem Ausbruch des Vulkans vor einer Woche gewaltsam gestorben.

Das ganze Wochenende über spie der Pinatubo bei seinen Eruptionen nicht nur Feuer, Asche und Geröll bis zu 35 Kilometer in die Höhe, sondern löste auch Erdbeben der Stärke 4 auf der Richterskala aus, die noch in der 100 Kilometer entfernten Hauptstadt Manila zu spüren waren. Nach Angabe von Experten hat sich an der Südseite des Bergs zwischen zwei Kratern ein drei Kilometer langer Spalt gebildet. Das Institut für Vulkanologie und Seismologie in Manila erklärte jedoch am Sonntag, die Gefahr, daß der ganze Berg buchstäblich in die Luft fliege, sei offenbar vorüber. Ein Teil des Vulkans sei zwar weggebrochen, doch sei dies „nicht das schlimmste der möglichen Szenarien“ gewesen, sagte Institutsdirektor Raymundo Punongbayan.

Viele Faktoren trugen zum Chaos im Katastrophengebiet bei: Zeitweise herrschte auch tagsüber Dunkelheit, selbst in Manila war der Himmel vorübergehend verdunkelt. Auf den Straßen konnte wegen des Schlamms oder eines glitschigen Films aus nasser Asche fast nur Schrittempo gefahren werden, murmelgroße Steine trommelten auf Städte und Dörfer. Der Sturm des Taifuns trug die Vulkanasche 160 Kilometer weit. In Manila mußte der Flughafen geschlossen werden, auch andere Flugplätze stellten den Betrieb ein. Auf Subic Bay ging ein derart dichter Ascheregen nieder, daß die Stromgeneratoren des Stützpunkts in regelmäßigen Zeitabständen abgeschaltet werden mußten, weil die Luftfilter verklebt waren.

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