: Kein Persilschein für Oldenurger „Peguform“
■ Biochemikerin vermutet weiterhin giftige Stoffe
Die Lackiererei „Perguform“ im Oldenburger Stadtteil Osternburg stinkt seit jeher zum Himmel. Immer wieder werden besorgte Fragen nach dem chemischen Inhalt des abgelassenen Dampfes laut. Grund genug für eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Oldenburger Biochemikerin Irene Witte, die Emissionen dieses Werkes ins Reagenzglas zu nehmen. Anfang Juni stellte sie ein Zwischengutachten vor. „Es werden zwar keine krebserzeugenden Lösungsmittel emittiert“, erklärte Frau Witte, „das heißt aber nicht, daß die Emissionen der Firma Peguform ungefährlich sind.“
Gar nicht einvestanden ist sie mit dem Kurzschluß, damit sei erwiesen, daß es „keine krebserzeugenden Stoffe in den Peguform-Kaminen“ gebe („Nordwest Zeitung“). Irene Witte hält dagegen: „Etwa ein Drittel der Emissionen besteht aus Stoffen, die wir gar nicht erfassen konnten“. So steht es auch im Gutachten. Diese Stoffe entstehen in stets neuer Kombination im „Koagulierungswasser“, dem Auffangsumpf unter dem Spritzrost der Lackiererei. Von dort aus werden sie durch den Überdruck beim Spritzvorgang in den Schornstein geblasen.
Wie in jedem Sumpf siedeln auch im dem Koagulierungsbecken Mikroorganismen, fressen sich am Chemie-Substrat satt und geben Ausscheidungsprodukte ab, die kaum bekannt und in ihrer Wechselwirkung bislang nahezu unerforscht sind. „Diese „dead- end“-Stoffe sind um einiges toxischer als ihre bekannten Ausgangsverbindungen“, erläutert die Oldenburger Wissenschaftlerin. Deshalb werden andere, weitergehende Analysemethoden erforderlich. Ein Endlosunternehmen? „Die Schwierigkeit ist, daß da ein unbekanntes Risiko rauskommt, ohne daß ein 'gesetzgeberischer Handlungsbedarf' dieses Risiko erfaßt“, gibt Irene Witte zu bedenken. Sie will ihre Untersuchungen weitermachen: „Ich weiß, daß da was drin ist!“
Marijke Gerwin
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