Milliarden-Umsatz trotz Ehekrachs bei Mövenpick

■ Schweizer Restaurant- und Hotelgruppe dehnt sich in Deutschland aus

Zürich (dpa/taz) — Der Umsatz der schweizerischen Restaurant- und Hotelgruppe Mövenpick Holding hat 1990 erstmals die Marke von einer Milliarde Franken überschritten. Er stieg um 9,7 Prozent auf 1,019 Milliarden Franken (1,187 Mrd. DM). Der Netto-Konzerngewinn lag mit 22,5 Millionen Franken praktisch auf Vorjahresniveau, konnte aber nur durch den Verkauf eines Grundstückes in München gehalten werden, wie gestern in Zürich mitgeteilt wurde.

Vor allem Anlaufschwierigkeiten des neuen Mövenpick-Hotels in Genf sowie Umsatzausfälle bei den Restaurants wegen größerer Renovierungsaktivitäten beeinflußten das Ergebnis. Nach der Schweiz (56 Prozent) gewinnt Deutschland mit jetzt 34 Prozent immer stärkeren Anteil am Gesamtumsatz.

Der neue Direktionspräsident Michel M. Favre erwartet für 1991 zwar einen ähnlichen Umsatzanstieg wie 1990, richtet sich aber auf einen niedrigeren Reingewinn ein. Der Grund liege weiterhin im Hotelbereich, wo neben den Genfer Problemen auch Ausfälle in Ägypten kommen, wo Mövenpick stark vertreten ist. Hinzu komme eine allgemein schwächere Konjunktur. Die Mövenpick-Gastronomie kann da nicht mehr auf so viele zahlungskräftige Schnellgenießer hoffen, die mal schnell auf ein paar Austern und ein Glas Champagner hereinschauen.

Mövenpick-Beobachter machen für die Probleme bei der Edelfreß- Kette allerdings den Ehekrach zwischen Unternehmensgründer Ueli Prager und seiner Frau Jutta Prager verantwortlich, die vor einem Jahr noch in strahlender Eintracht den Betrachtern des Vorjahres-Geschäftsberichts entgegenlächelten. Der alternde Ueli hatte seine Frau zur Direktorin bestellt, konnte dann aber das Hineinregieren in seine Firma nicht lassen. Das Hin und Her bei Unternehmensentscheidungen soll der Firmenentwicklung ziemlich abträglich gewesen sein.

Nachdem Jutta Prager 1990 überraschend als Direktionspräsidentin zurückgetreten war, ist nun erstmals kein Mitglied der Gründungsfamilie in der Konzernleitung vertreten. Allerdings besitzen die Pragers über die Familienholding weiterhin die Aktienmehrheit, was nach Ansicht von Beobachtern in der Schweiz zukünftige Konflikte zwischen dem Management und der Familie nicht unbedingt ausschließt.

Die Division Restaurants mußte wegen des umfassenden Erneuerungsprogramms einen Umsatzrückgang von rund 13 Millionen auf 366,7 Millionen Franken hinnehmen. Ihr Anteil am Gesamtumsatz sank von 40 auf 36 Prozent. Stark nahm der Umsatz der Hotelgruppe (33 Häuser) um 25 Prozent auf 313,4 Millionen Franken zu. Die zehn Hotels in der Bundesrepublik hätten mit einer durchschnittlichen Belegung von 67 Prozent große Fortschritte gemacht, hieß es. Laut Favre soll aber die Gastronomie innerhalb des Mövenpick-Konzerns klar die Führungsrolle übernehmen. dri