: Britische Truppen bleiben im Nordirak
■ Auch Frankreich und Italien wollen Soldaten vorerst nicht aus Schutzzone abziehen
London/Washington (ap/taz) — Mit Demonstrationen, Blockaden und Besetzungen hatten Kurden im Nordirak den letzten Wochen immer wieder gegen den Abzug der alliierten Truppen aus der sogenannten Schutzzone protestiert, jetzt scheinen ihre Hilferufe erhört worden zu sein — allerdings nicht in Washington, sondern in London. Wie Staatsminister Douglas Hogg vom Londoner Foreign Office am Dienstag bestätigte, will die britische Regierung ihre Truppen so lange im Nordirak stationiert lassen, bis die Sicherheit der dort lebenden kurdischen Bevölkerung gewährleistet ist.
Kurden und Assyrer befürchten neue Angriffe der irakischen Armee, sobald alliierte Truppen wie auch die internationale Öffentlichkeit der Region wieder den Rücken zugewandt haben.
Außenminister Douglas Hurd will über den Schutz der Kurden auch am Rande der Berliner KSZE-Konferenz mit seinem amerikanischen Kollegen James Baker sprechen. Frankreich, Italien und die Niederlande wollen ebenso wie Großbritannien die USA auffordern, den Abzug ihrer Truppen gleichfalls mit der Frage der Sicherheit für die Kurden zu koppeln.
Unterdessen werden auch innerhalb des US—Militärs Stimmen laut, die vor einem verfrühten Abzug der Truppen aus der Schutzzone und den möglichen Konsequenzen warnen. In einem Schreiben an den Oberkommandierenden der US—Streikräfte, Colin Powell, hat sich der für die US- Militärs im Nordirak zuständige Kommandeur, General John Galvin, erklärt, er fürchte neue Gewalt und eine neue Flüchtlingswelle für den Fall, daß sich die US-Truppen zurückziehen.
Powell hatte bei einem Truppenbesuch in der Schutzzone Anfang des Monats angekündigt, die US—Soldaten schon „früher als geplant“ nach Hause zu holen. Offenkundig ist inzwischen, daß Washington seine Truppen bis zum 4. Juli, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, abziehen will.
Der militärische Schutz hatte Hundertausende Kurden, die nach dem Ende des Golfkriegs vor den Truppen des irakischen Präsidenten Saddam Hussein nach Iran oder in die Türkei geflohen waren, wieder zur Rückkehr in ihre Heimat bewogen. Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker“ haben irakische Truppen im April 1991 während der Niederschlagung des Aufstandes 25.000 Kurden erschossen oder verschleppt. anb
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