INTERVIEW: „Wir sind die Vorreiter“
■ Interview mit Jörg Pätzold, Jugendsekretär der IG Metall in Leipzig, zur Betriebsbesetzung bei VTA
taz: Warum haben Sie an der Besetzung bei VTA teilgenommen?
Pätzold: Die VTA hat derzeit eine Gesamtstärke von knapp 2.400 Mann. Die sollten abgebaut werden. In einer Industrieparkgesellschaft sollten Arbeitsplätze für 200 Mann bleiben. Die Besetzung ging von Montag bis heute früh neun Uhr und hat mit einem Marsch in die Innenstadt geendet, mit Gabelstablern und allem drum und dran. Dort war eine Gesamtbetriebsratssitzung am Sitz der Takraf-Holding. Wir haben dann den Vorstandsvorsitzenden Dr. Rainer Grimm rausgebeten. Nach einigem Rumeiern hat er zugesagt, in 14 Tagen ein Konzept vorzulegen.
Wenn das Konzept dann nicht da ist, besetzen Sie dann wieder?
Das werden wir sehen. Ich denke mir, das werden sie sich nicht trauen.
Ruft die IG Metall auch in anderen Betrieben zu Besetzungen auf?
Wir rufen nicht auf. Das ist eine Entscheidung der Belegschaft. Wenn sie sich auf einer Betriebsversammlung dafür entscheidet, werden wir sie natürlich dabei unterstützen, um den Arbeitern und Angestellten zu ihrem Recht zu verhelfen.
Ist eine Welle von Betriebsbesetzungen zu erwarten?
Wir haben bei VTA den Vorreiter gemacht. Hier im Osten sind ja noch nicht viele Betriebsbesetzungen gemacht worden. Im Westen ist das gang und gäbe. Hier ist das Neuland. Es kann natürlich passieren, daß andere das jetzt auch machen, da sie jetzt gesehen haben, daß es geht.
Glauben Sie denn, daß sie mit solchen Besetzungen auch Druck auf die Treuhand ausüben können?
Ja natürlich. Es ist doch eine unserer Forderungen, daß diese 5.000-, 3.000-, 2.000-Mark-Regelungen unannehmbar sind für die Leute. Wir bei Takraf (Gesamtkonzern/d. Red.) fangen bei 20.000 Mark duchschnittlich an zu verhandeln.
In Westdeutschland ist die IG Metall immer skeptisch gegenüber Besetzungen gewesen...
Das kann ja sein, aber ich bin ja Ossi... Interview: Martin Kempe
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