: Asyl wieder im Bunker
■ Sozialbehörde steckt Roma-Familien in fensterlose Schlafsäle
Am 23. Oktober des vergangenen Jahres waren es sechs Männer aus Ghana, Algerien und Marokko, die als erste Flüchtlinge in den Bunker an der Friedrich-Karl- Straße eingewiesen wurden. Damals machte das Bremer Bunker- Asyl auch überregional Schlagzeilen. Als am Donnerstag jedoch — nach über sechsmonatiger Pause — wieder AsylbewerberInnen in den Bunker Friedrich- Karl-Straße eingewiesen wurden, war kein Kamerateam mehr dabei. Erst gestern wurde bekannt, daß die „Wohnungshilfe“ der Sozialsenatorin den großenBombenschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb genommen hatte.
Gegenüber der Erstbelegung hat sich die Situation inzwischen noch zusätzlich verschlechtert. Wurden damals höchstens 60 Flüchtlinge auf den schmalen, direkt unter der Betondecke hängenden Pritschen einquartiert, sind es heute 120 Personen. Mußten damals ausschließlich junge Männer für höchstens sechs Wochen in den Bunker, sind heute ganze Familien mit Frauen und Kindern betroffen. Und eine feste zeitliche Begrenzung für den Bunkeraufenthalt will die Behörde jetzt nicht mehr geben.
Die große Mehrzahl der 120 in den Bunker Friedrich-Karl- Straße eingewiesenen Flüchtlinge sind Roma aus Rumänien, Jugoslawien und Polen. Jeweils mehrere Familien müssen sich dort einen der großen Schlafsäle teilen.
An der Bunkertür wacht ein einziger, von der Sozialbehörde engagierter und uniformierter Mitarbeiter einer Bremer Wach- und Schließgesellschaft. Er übernimmt auch die Verteilung des abgepackten Essens, das die Arbeiterwohlfahrt dreimal täglich im Bunker anliefert. Eine Sozialberatung oder einen direkten Ansprechpartner gibt es neben dem Wachmann im Bunker für die Flüchtlinge nicht.
Die Sprecherin der Sozialbehörde, Andrea Frenzel-Heyduk, begründete die Wiederaufnahme der Bunker-Unterbringung mit den stark angestiegenen Flüchtlingszahlen. Während im vergangenen Jahr durchschnittlich 400 AsylbewerberInnen pro Monat nach Bremen gekommen seien, sei die Zahl der Neuankömmlinge jetzt weiter gestiegen. So hätten sich im Juni bis Donnerstag bereits 652 Flüchtlinge bei der Wohnungshilfe gemeldet.
Mit einem schnellen Umzug der in den Bunker eingewiesenen Flüchtlingsfamilien sei deshalb nicht zu rechen. Daran würde sich wohl auch dann nichts ändern, wenn die Verhandlungen erfolgreich enden, die die Sozialbehörde zur Zeit mit Bundeswehr und Rotem Kreuz über die Aufstellung von großen Zelten für AsylbewerberInnen führt.
Mit der Unterbringung von rumänischen Männern in Zelten vor dem Übergangswohnheim in der Nord-Bremer Peenemünder Straße hatte die Sozialbehörde in den vergangenen Wochen schlechte Erfahrungen gemacht. Zwei der drei Zelte wurden von ihren unfreiwilligen Bewohnern inzwischen zerstört. Zumindest das ist bei den meterdicken Betonwänden des Bunkers in der Friedrich-Karl-Straße nicht zu befürchten. Ase
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