: 31.000 NS-Verbrecher stehen auf einer Liste
Berlin (taz/ap) — Für die Rehabilitierung des Zionismus reist der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar M. Bronfman, durch Europa. Sein Anliegen: Die UNO soll eine Resolution aus dem Jahr 1975 zurücknehmen, die den Zionismus als „eine Form des Rassismus und der rassischen Diskriminierung“ bezeichnet.
Am Dienstag konferierte Bronfman mit der französischen Regierungschefin Edith Cresson. Gestern erklärte Bronfman dem Europarat und dem Europaparlament in Straßburg sein Anliegen. In seinem Reisegepäck führt Bronfman explosives Material mit: Eine Liste mit den Namen von 31.000 deutschen Kriegsverbrechern.
Frankreich hatte bereits 1975 zusammen mit 34 weiteren Staaten — darunter auch die Bundesrepublik — gegen die Resolution gestimmt, die damals mit 72 Stimmen angenommen wurde. Bronfman ersuchte jetzt die französische Regierung, ihren Einfluß auf die früheren Kolonien in Afrika geltend zu machen, damit diese bei der kommenden UN-Vollversammlung der Streichung der Resolution Nummer 3.379 zustimmen.
An Cresson übergab der Präsident des Jüdischen Weltkongresses die Kriegsverbrechernamen. Die Liste — zusammengestellt zwischen 1943 und 1948 von der Kommission der Vereinten Nationen für die Kriegsverbrechen — enthält auch die Namen von 11.000 Deutschen, die von Frankreich nach 1945 wegen Kriegsverbrechen gesucht wurden.
Die nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses bis 1989 „geheime Liste“ umfaßt alle NS-Verbrecher deutscher Nationalität, deren Auslieferung von verschiedenen Ländern seit 1943 angefordert wurde und verweist auf die von der UN- Kommission archivierten Aktenzeichen. Juristisch und historisch ist sie von unschätzbarem Wert, weil sie mit den Aktenzeichen Zugang zu Zeitzeugen geben. Wie ein Mitarbeiter des Jüdischen Weltkongresses erklärte, wurde beispielsweise der „Abwehroffizier“ Kurt Waldheim (Aktenzeichen 79/724) bereits 1948 wegen Mord von Jugoslawien gesucht. dora
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen