: ARD-Angriff auf Bremer Fernsehen
■ Programm-Harmonsierer bedrohen „buten & binnen“ / „Swutsch“ wird ins Dritte abgeschoben
Zwei Tage waren die ARD-Intendanten in Bremen zu Gast, doch Geschenke hatten sie dem kleinsten bundesdeutschen Sender nicht mitgebracht. Das wurde bei der Abschlußpressekonferenz deutlich, bei der sich der ARD- Vorsitzende und WDR-Intendant Friedrich Nowottny und sein Bremer Kollege Karlheinz Klostermeier öffentlich beharkten. Der Grund: Mit der sogenannten „Harmonisierung des Vorabendprogramms“ könnte „buten & binnen“ schon zum 1. Januar nächsten Jahres der Garaus gemacht werden.
„Dies ist eine theoretische Möglichkeit“, gab Nowottny vor der Presse zu Protokoll und pries eine Alternative, die beim Bayerischen Rundfunk „mit großem Erfolg“ laufe: die Dreiteilung der Sendung. Statt einmal 25 Minuten Lokalfernsehen gäbe es dann zwischen 17.25 Uhr und 19.58 Uhr dreimal sieben bis acht Minuten Lokales.
Die Harmonisierungs-Diskussion beschäftigt die ARD-Intendanten bereits seit über einem Jahr. Um mit dem zentralistischen ZDF und den Privaten besser um Werbekunden konkurrieren zu können, sollten die vorabendlichen Werbezeiten für ein bundesweit identisches Programm angeboten werden. Zwar gibt es seit dem 1. Januar 1991 bereits das gleiche Serien-Programm bei allen ARD-Anstalten, doch Verkaufsstrategen wie Nowottny wollen, daß die Filme auch überall zu den gleichen Zeiten laufen. Wenn nicht, so die Drohung des WDR-Intendanten, könne der WDR aus der nationalen Werbung aussteigen und eigene Wege gehen. Zusätzlicher Druck könnte vom NDR ausgehen. Bislang machen deren Landesstudios täglich 20 Minuten Lokales im 1. Programm, doch auch hier droht zum Januar die Dreiteilung. Die Entscheidung darüber soll in den nächsten 14 Tagen fallen, danach werden sich die ARD- Intendanten im Oktober zur Sondersitzung treffen.
Radio Bremens Intendant Karlheinz Klostermeier ist derweil überhaupt nicht geneigt, sich der Gleichmacherei seiner Kollegen zu beugen. „Das bayrische Programm kann man nicht als Muster nehmen“, widersprach er Nowottny auf der Pressekonferenz. Mit „buten & binnen“ schlage Radio Bremen die Einschaltquote jeder Serie. Doch der Druck auf die Bremer wird stärker. Klostermeier: „Die Schlinge wird sich möglicherweise weiter zuziehen.“ Daraufhin Nowottny gönnerhaft: „Sie werden schon nicht ersticken.“
Aber abspecken werden die Bremer müssen: Der allsamstägliche „Swutsch“ wurde zum nächsten Jahr bereits auf dem Altar der Harmonisierung geopfert. Neuer Sendeplatz: Drittes Programm, voraussichtlich vierzehntägig samstags. hbk
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