: Mahabharata
■ Peter Brook verfilmte größtes Hindu-Epos
Der amerikanische Mythenforscher Joseph Cambell behauptete, die Handlung des Mahabharata sei in etwa so lang wie Ilias und Odysse zusammen und überhaupt nicht wiederzugeben. Er versuchte es trotzdem in seinem soeben auf deutsch erschienen Band Die Masken Gottes — Mythologie des Ostens (sehr empfehlenswertes Werk, im Sphinx-Verlag, Basel, erschienen!) und scheiterte glorios.
Vielleicht wollte er aber auch nur vormachen, warum und daß es einfach wirklich nicht geht — wie erstaunlich und faszinierend, daß es Peter Brooks in einer neunstündigen Theateraufführung gelang, die Zuschauer beim Sonnenaufgang mit dem Gefühl zu entlassen, daß sie nicht nur Zeuge eines unglaublich langen und unglaublich guten Kulturereignisses gewesen waren, sondern auch noch ein bißchen vom bedeutendsten und umfangreichsten Hindu-Epos verstehen durften.
Mahabharata erzählt die Geschichte der großen Bharata-Dynastie und den Kampf der Kauravas mit den Pandavas auf dem heiligen Schlachtfeld von Kurukshetra. Im frühen Indien wurden die Heldentaten der Ahnen in Baladen zusammengefaßt und bei feierlichen Anlässen vorgetragen, damit die Erinnerung von Generation zu Generation weiter behalten wird.
Auch die Mahabharata war ursprünglich so eine Ballade, besonders bemerkenswert wegen ihrer dramatischen Wucht und der großen Popularität im Volk. Immer phantasievollere und groteskere Einschübe häuften sich über die Generationen bis zum Hunderttausend-Zeilen-Gedicht an.
Unter diesen Einschüben befindet sich auch ein religiöses Gespräch, dessen Philosophie den Hindus für alle Zeiten heilig sein wird und auch zur Weltliteratur zu zählen ist: die Bhagavad Gita, eine der großen religiösen Weltlehren.
Das Kernstück des Mahabharata-Epos ist mindestens 3000 Jahre alt, seine jetzige Form etwa aus dem 4. oder 5. Jahrhundert vor Christus.
Peter Brook und Jean-Claude Carriere (Buch) ist mit ihrem Film etwas wunderbar seltenes gelungen, was bei ähnlichen Versuchen oft in New-Age-Kitsch oder unerträglich alberner Banalität endet. Mit 23 Darstellern, ungewöhnlich schöne Männer und ebenso schöne und dazu noch kluge (zumindest die Rollen!) Frauen. Das sehen wir ja doch immer wieder gern und es stört auch kaum, daß man manches nicht versteht, weil die Schauspieler aus aller Eltern Länder stammen und der englischen Akzente sehr viele sind...
Das Ganze ist ein Süchtigmacher und deshalb ist es gut, daß das UFA-Kino ihn jeden Sonntag nachmittag spielen will, so kann man mindestens einmal im Monat rein, bis man die Geschichte endlich begriffen hat, aber dann wären wir ja mindestens so weise wie Krishna, und dem hat es, wie wir im Film sehen, auch nichts genutzt, weil die Begriffstutzigen immer mehr und stärker sind. zuc
Mahabarhata läuft noch bis zum 8.10., außer Montag, um 20 Uhr und ab 13.10. jeden Sonntag um 16 Uhr im UFA-Kino, Viktoriastr. 10-18, 1-42
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