: Kein Ende der Mietpreisexplosion
■ Makler zeichnen düsteres Bild des Wohnungsmarktes/ „Verteufelung der Vermieter“ beklagt
Frankfurt (ap/taz) — Nach Einschätzung des Maklergewerbes ist noch immer kein Ende der Preisexplosion bei Mieten und Immobilien in Sicht. Auf dem Wohnungsmarkt sehe es „düster“ aus, sagte der Pressesprecher ausgerechnet des Verbandes Deutscher Makler, Erich Hildenbrandt, am Mittwoch. Die vor allem in Ballungsgebieten wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, München und Stuttgart extrem gestiegenen Mieten würden noch weiter anziehen. Noch stärker aber seien die Baupreise explodiert. Wenn in der Politik kein Umdenken einsetze, sehe er „für den Wohnungsbau nicht nur düster, sondern kohlrabenschwarz“.
So müssen den Angaben der Makler zufolge in der teuersten Stadt, Stuttgart, für eine überdurchschnittlich komfortable Eigentumsneubauwohnung derzeit bis zu 8.500 Mark pro Quadratmeter hingeblättert werden. Auch bei Einfachausstattung würden immerhin noch mindestens 2.600 Mark verlangt, in München sogar 3.000 Mark. In den Ballungsgebieten ist das eine Million Mark teure Einfamilienhaus nichts besonderes mehr, und Reihenhäuser oder Doppelhaushälften sind in Frankfurt, Stuttgart oder Berlin nur im günstigsten Fall schon für 400.000 Mark zu bekommen. In 16 deutschen Städten werden für Baugrundstücke inzwischen mindestens 1.000 Mark pro Quadratmeter gezahlt. Für luxuriösere Wohnungen seien— bei steigender Tendenz — in Düsseldorf, Frankfurt, Berlin oder Stuttgart Kaltmieten zwischen 24 bis 27 Mark pro Quadratmeter keine Besonderheit mehr, erklärte der Verband. Allerdings gebe es in billigeren Städten bei „entsprechend einfacher Ausstattung“ noch immer Altbauwohnungen mit einer Quadratmetermiete deutlich unter zehn Mark. Vor allem im Ruhrgebiet, aber auch in norddeutschen Städten wie Flensburg, sei das Wohnen insgesamt deutlich billiger. Bei einfacher Ausstattung seien Einfamilienhäuser in Bremen, Celle, Mönchengladbach oder Trier schon ab 200.000 Mark zu erwerben.
In den neuen Bundesländern sei der Wohnungsmarkt noch immer ohne klare Konturen. Zunehmend würden — nach Klärung der Eigentumsfragen — auch Immobilien gekauft, wobei in Leipzig bereits für Wohnungen Quadratmeterpreise von 3.500 Mark gezahlt würden. Bei den Mieten gebe es eine extreme Bandbreite mit Preisen, die in Städten wie Rostock zwischen einer und 15 Mark pro Quadratmeter schwankten.
Die Hauptursachen für die Explosion der Wohnkosten in Deutschland sieht der Verband nicht allein in der „enormen Nachfrage“, sondern auch in den „hohen Baukosten und Zinsen“, in geringerem Maße auch in gestiegenen Baulandpreisen. Vor allem bei Eigentumswohnungen im mittleren und unteren Preisbereich werde sich der Baukostenanstieg am stärksten auswirken. Trotz der Mietpreisexplosion klaffe die Schere zwischen Baukosten und Mieten immer weiter auseinander. Die seit Mitte der 80er Jahre nahezu verdoppelten Zinsen und Baukosten hätten wichtige Rahmenbedingungen entscheidend verschlechtert und die Renditen im Wohnungsbau — anders als bei Kapitalanlagen — kräftig gesenkt.
Dazu belaste die „Verteufelung von Vermietern“ und die Streichung von Steuervorteilen bei der Baufinanzierung die Investitionsbereitschaft der inzwischen „total verunsicherten und stark verärgerten Anleger“, sagte Hildenbrandt. Als „ganz leichter Silberstreifen am Horizont“ sei allenfalls die Tatsache zu werten, daß die Nachfrage angesichts der abflachenden gesamtwirtschaftlichen Konjunktur etwas nachlassen werde.
Vom Gesetzgeber forderte der Maklerverband, künftig auch die Eigennutzung neugebauter Immobilien steuerlich zu fördern. Außerdem dürften die Fördermaßnahmen nicht mehr nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, fügte Hildenbrandt hinzu. Derzeit komme ein großer Teil der Begünstigungen gutverdienenden Leuten zu, die ohnehin Wohungen bauen würden. Außerdem forderte Hildenbrandt eine Lockerung des Mieterschutzes für Besserverdienende. Dies würde Spitzenverdiener veranlassen, stärker Wohneigentum zu erwerben oder zu bauen, und dadurch den Mietmarkt entlasten, sagte er. Hildebrandt: „Wer rechnen kann, wohnt derzeit vergleichsweise günstig zur Miete und legt sein Geld anderweitig an.“
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