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Unterm Strich

Das Interims-Direktorium des Berliner Ensembles schrumpft: Der Regisseur Fritz Marquardt (seine Inszenierung der Villa Jugend von Georg Seidel erhielt kürzlich den Dramatikerpreis der Mülheimer Theatertage) hat die künstlerische Leitung abgegeben. Nunmehr verbleiben die Dramaturgin Bärbel Jaksch und der geschäftsführende Direktor René Serge Mund im Leitungsgremium.

Mit einem kleinen Paket, das auf einen Stapel Reklam-Klassiker schließen läßt, beglückt das Staatstheater Darmstadt derzeit die Redaktionen. Beim Aufmachen fällt stattdessen ein Stapel Karten heraus, die sich bei näherer Betrachtung als ein ungewöhnlich aufgemachtes gewöhnliches Programmheft entpuppen. Die Einleitung nennt sich also Spielregeln und die lauten wie folgt: „Die Wirklichkeit des Theaters ist das Spiel. Warum eigentlich nicht dieser Wirklichkeit sich spielerisch nähern, warum nicht spielerisch vermitteln, was nach den Regeln der Kunst gespielt werden soll? Die chronologisch geordneten Karten haben unterschiedliche Leserichtungen, je nachdem, für welchen Bereich des Theater sich der 'Mitspieler' interessiert. Dabei stehend die abgebildeten Künstler nur scheinbar auf dem Kopf; auch sie folgen der jeweils bevorzugten Leserichtung. Daß freilich Mitglieder des Schauspiels auf den Karten des Musiktheaters und Musiker auf den Karten des Schauspiels abgebildet sind, könnte etwas von der Komplexität vermitteln, in der wir Oper und Schauspiel, Ballett und Konzert hier stehen sehen: ein lebendiger Leib, der vermittelt.“

Schade, daß Spielregeln so pädagogisch vermittelnd gestaltet sein müssen, damit auch jeder Schwachkopf das Spiel versteht. Im übrigen bedauern wir sehr, daß die Karten nicht kartenspieltauglich sind (hübsch anzusehen sind sie dennoch). Möglicherweise aber läßt sich mit ihnen losen, welche der Inszenierungen („So setzt der Spielplan des Schauspiels Darmstadt nur scheinbar auf Bewährtes ...“) alle Regeln der Wirklichkeit außer Kraft setzen könnte.

Berlins Kultursenator schwebt ja bekanntermaßen ein Fünferdirektorium für das Berliner Ensemble vor. Ein riskantes Unternehmen, denn noch ein Direktorium — diesmal ein flotter Dreier — ist geplatzt: der Theaterkritiker Peter Iden ('Frankfurter Rundschau‘), der Regisseur Cesare Lievi und sein Kollege Michael Gruner sollten in Nachfolge von Jürgen Bosse das Staatsschauspiel Stuttgart übernehmen. Lievi und Iden haben nun ihr Mandat an Stuttgarts Generalintendanten Gönnenwein zurückgegeben und damit den Dritten aus dem Bunde geschmissen: Sie konnten sich mit Gruner nicht einigen. Gönnenwein will an Iden und Lievi festhalten.

Der einstige „Tränenpalast“ an der Grenzübergangsstelle Friedrichstrasse ist jetzt von einer Westberliner Musik-Video-Firma gepachtet worden und soll demnächst als Veranstaltungsort wiedereröffnet werden. Für den den 30. November ist ein Aids-Benefizkonzert angesagt, bei dem auch Nina Hagen und Jimmy Sommerville auftreten sollen. Im Eingansbereich des Gebäudes sollen die alten Verbotsschilder wieder aufgestellt und die Geschichte des Hauses dokumentieren.

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