piwik no script img

Formaldehyd feiert Uni-Jubiläum mit

■ Guter Rat: Lüften / Erste Messungen im GW2 haben bis heute keine Folgen gehabt

Das Bremer Uni-Gebäude „GW2“, 1974 feierlich in Betrieb genommen, ist formaldehyd-verseucht. Das ist seit Juli 1991 aktenkundig. Schutzmaßnahmen? „Wir sind mitten in der Beratung“, sagte gestern der leitende Sicherheitsingenieur der Universität, Walter Bibow. Erst müssen die Daten untersucht werden, dann wird man weitersehen...

Vor drei Monaten, im Juli 1991, wurden in dem geisteswissenschaftlichen Gebäude der Uni die ersten alarmierenden Formaldehyd-Werte gemessen. Nach außen hält die Uni sich viel zugute auf ihren Ruf als umweltpolitisch sensible und arbeitsmedizinisch engagierte Institution; wo es aber um die seit der Bauzeit Anfang der 70er Jahre ausgasenden eigenen Spanplatten geht, ist „gut Lüften“ der einzige Ratschlag, den man Studierenden und Mitarbeitern bislang geben kann.

Seit den ersten Messungen weiß man, daß das Formaldehyd-Problem erheblich ist: Bis zu 0,26 ppm pro Kubikmeter Raumluft erreichen die gemessenen Konzentrationen, 0,05 ppm werden von der Welt-Gesundheits-Organistion (WHO) als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Die „Maximale Raumkonzentration“ (MRK) als Grenzwert für Büros ist mit 0,1 ppm festgelegt.

Die Ursache der bedenklichen Schadstoffkonzentration in der Atemluft liegt in den Möbeln und Spanplatten an Wänden. Das Bremer Umweltinstitut nahm Proben und fand bis zu 29,7 Milligramm Formaldehyd auf 100 Gramm.

Daß Spanplatten-Möbel aus den Gründungsjahren der Bremer Uni zu den Formaldehyd-Problemfällen gehören, steht in einschlägigen Sachbüchern zum Thema, die inzwischen schon antiquarisch verramscht werden. Verwunderlich ist daher nur, daß im Zentrum von Wissenschaft und kritischem Geist erst jetzt das Thema angekommen ist.

Nachdem im Juli gemessen worden war, formulierte im August 1991 der Betriebsärztliche Dienst der Universität seine Stellungnahme. Zwei Monate später, im Oktober 1991, teilte der Sachgebietsleiter Arbeitsschutz den Angestellten mit, daß es am besten sei, wenn die schadstoffhaltigen Möbel einfach ausgetauscht würden. Ausgetauscht wurde bisher aber nichts, und solange gilt die Empfehlung: Gut lüften und nicht rauchen. Denn die Glimmstengel tragen auch ihren Teil zur Formaldehyd-Konzentration in der Luft bei. vic/kw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen