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DIE FÜNFTE GEWALT - WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL: Wirtschaftswoche/Zeit/Bravo Girl

Muß der Montags-Kolumnist, ach, beseelt sein vom dem Geist, der stets verneint? Während der eine Teil des Kapitals wieder auf der deutschnationalen Flöte spielt, beschwört die Wirtschaftswoche jene moderne, internationalistische Effizienz, bei der es egal ist, welche Hautfarbe die Ausgebeuteten haben: „Wie die Saisonarbeiter aus Osteuropa werden die Asylbewerber insbesondere im Hotel- und Gaststättenwesen, im Reinigungs- oder Schaustellergewerbe dringend gebraucht. Vor allem in der Gastronomie...“, wo der Schwarzafrikaner bei „Mama Leone“ jene Pizza-Reste wegspült, die der pakistanische Hefeteig-Spezialist vorher zubereitete.

Also rein mit den Ausländern, sagt der aufgeklärte Unternehmer, ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Stets das Gute? Da kannte Johann Wolfgang von G. Wolfram Engels, den Herausgeber der 'Wirtschaftswoche‘, aber nicht. In seinem heftabschließenden Kommentar bekräftigt Engels jene allumfassenden liberalen Wirtschaftsgrundsätze, die selbstverständlich auch für die Ware „Arbeitskraft“ gelten. Hier werden sie dargestellt an der Ablehnung einer Subventionierung der europäischen Chip-Industrie: „Demnächst wird wohl auch gefordert, den Anbau von Pfeffer in Deutschland zu subventionieren, weil sonst die Produktion von Pfeffersteaks, Pfeffermühlen, Pfefferkuchen und Pfefferminz gefährdet wäre...“ — originell isser ja, alles, was rechts ist — „In einer offenen Welt kauft man da, wo die Produkte am besten und billigsten hergestellt werden — Pfeffer in Indien, Wolle in Australien und Chips eben in Japan.“ Und billige Lohnarbeiter in der dritten Welt — inklusive Mongolei, die bekanntermaßen hinter der Elbe anfängt. „Das ist der Sinn des Welthandels.“ Einfacher und klarer kann man das nicht ausdrücken.

In Tschernobyl hat's mal wieder gezündelt, und auch die aufgeklärte Zeit ist diesmal echt irgendwie betroffen: „Nicht alle Anlagen...“ im auseinanderfallenden Ostblock „...sind so unsicher wie jene vom Typ Tschernobyl, aber bei allen sind große Bedenken angebracht, ob in Bulgarien oder in der Tschechoslowakei. Sie so rasch wie möglich außer Betrieb zu setzen ist dringend nötig.“ Ersatzlieferungen für die dann nicht produzierte Energie kann dann der Westen über nicht existente Strom-Trassen liefern. Bevorzugt aus so sicheren Atom-, pardon: Kernkraftwerken wie jenem aus Stade, der als veralteter Siedewasserreaktor tagtäglich eine Großstadt wie Hamburg bedroht.

So naiv wie 'Zeit‘-Redakteure sind vielleicht nur noch die Leserinnen von Bravo Girl.

In ihrem knallbunten Blatt erfahren sie nicht nur alles über „Mode“ (fünf Artikel), „Schöheit/Kosmetik“ (fünf Artikel), “Liebe & Partnerschaft“ und die „Sieger der Girl- & Boy-Wahl 91“, Zitat: „Hinter den Kulissen herrschte während der Live-Show recht wohlgeordnetes Choas, d. h. Startnummern wurden gesucht und Lippenstifte aufgefrischt“ — auch die spannenden Themen der „Reportagen/Interviews“ lassen auf eine zukunftsträchtige Nachwuchs-Generation hoffen: „Darf ein Girl eine Waffe tragen? — S.14/ Angst vor der Schwiegermutter — S.20/ Wo reißen Boys die Girls auf? — S.88/ Telefonitis — S.38/ Meine Sucht brachte mich ins Gefängnis — S.82

Steinbach spöttelt: Da weiß man nur noch nicht, was folgt: 'Prinz‘, 'Coupe‘ oder 'Tempo‘.

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