Workshops mit Genoss*innen: Etwas Wehmut und viel Vertrauen

In Workshops und auf der Mitgliederversammlung bringen sich die Genoss*innen in die Debatte um das Szenario 2022 ein.

Die Genoss*innen Tanja Müller, Pablo von Falkenberg, Kerstin Pfennigsberg und Jörg Allmann (v.l.n.r.) präsentierten die Ergebnisse auf der Genoversammlung Bild: Piero Chiussi

Dieser Text ist in gekürzter Form im Genossenschaftsinfo 2/2019 erschienen.

Ein Genosse verglich die Lage mit dem Mauerfall oder dem Klimawandel: Die digitale Transformation greife ähnlich umfassend in gesamtgesellschaftliche Strukturen wie die deutsche Einheit das Leben aller Bundesbürger verändert hat oder die globale Erwärmung einen anderen Verkehr, eine andere Landwirtschaft nötig macht. Dass sich die Leser*innen an die taz in der App gewöhnen müssen, ist also Teil eines tiefgreifenden Reformprozesses, der weit über die Frage Papier oder App hinausgeht.

Viele Mitglieder, die an diesem Nachmittag ans Mikro traten, bekannten sich zunächst zu ihrer Liebe zum Papier. Begriffe wie „Wehmut“ oder „notgedrungen“ machten klar, dass den meisten der Abschied vom Papier nicht leicht fällt. Das „Lesegefühl“mitsamt der einzigartigen Bildsprache der taz in die digitale App angemessen zu übertragen, gehört zu den wichtigen Zielen, die die Workshopteilnehmer*innen dem Produktentwickler*innen-Team mit auf den Weg gegeben hatten. Keinesfalls, so das Votum aus Hamburg, dürfe wie so oft in der digitalen Welt die Funktion vor dem Inhalt stehen.

Um die inhaltliche Gravität der taz hatte man sich auch in Berlin gesorgt. Wenn die taz am Wochenende die einzige gedruckte Ausgabe sein wird, dann dürfe sie nicht nur unterhaltend sein, sondern müsse auch weiterhin komplexe politische Themen in angemessener Breite und Differenziertheit behandeln. Die Hamburger wünschten sich zudem einen konstruktiven Journalismus, der mit positiven Beispielen Engagement anerkennt und Hoffnungen weckt. Dass die Jungen ihre Nachrichten weniger auf Papier finden als in den Sozialen Medien, ist ein allgemeiner Trend. Umso mehr hatten die die Teilnehmer*innen des Berliner Workshops gefordert, die taz wieder mehr zu einer Plattform zu machen, in der sich die Jungen mit ihren Sorgen, Wünschen und Projekten wiederfinden.

In der abschließenden Aussprache bot sich ein ähnlich abgewogenes Stimmungsbild. Die Einsicht in die Notwendigkeit überwog. Wer die taz als Genoss*in unterstützt, tut dies über die eigenen Bedürfnisse hinaus mit Blick auf das große Ganze. Viele pragmatische Hinweise wie die Frage nach größeren Tablets und datensparsamen pdfs, die Bitte um bedienungsfreundliche Technik oder der Möglichkeit „on demand“ zu drucken, richteten sich direkt an das Entwickler*innen-Team. Darüber hinaus sprachen die meisten den tazler*innen ihr Vertrauen aus, mit Augenmaß und Weitsicht die taz in die digitale Zukunft zu überführen. Schließlich stehe die taz, so ein Genosse, für Innovation und Aufbruch. Das stellt die Redaktion seit 40 Jahren täglich unter Beweis. Es lässt sich sozusagen nachlesen - ab März 2020 auch in der neuen App.

Wenn Sie sich an der Diskussion um das Szenario 2022 beteiligen wollen oder Fragen zur App oder zur Wochenendausgabe haben, schreiben Sie uns an zukunft@taz.de