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Südkorea sorgt sich um Japans Militärmacht

Verteidigungsministerium in Seoul sieht sich von allen Seiten bedroht/ Sorge wegen Plutoniumproduktion  ■ Aus Tokio Georg Blume

Die südkoreanische Regierung hat zum ersten Mal seit Kriegsende vor dem „offensiven Potential“ der japanischen Militärmacht gewarnt. In einem Weißbuch des südkoreanischen Verteidigungsministeriums, das gestern in Seoul veröffentlicht wurde, wird Japans Militäraufbau ausführlich beschrieben.

Dabei enthält es zugleich eine neue Interpretation in ihrer Bedrohungsanalyse. Statt wie bisher nur Nordkorea und die Sowjetunion als potentielle Kriegsgegner Südkoreas zu beschwören, sieht sich die Regierung in Seoul nun von Feinden auf allen Seiten umzingelt: Die Volksrepublik China und sogar das militärisch aus Prinzip atomfreie Japan werden jetzt zusätzlich als Atommächte herbeizitiert, die Südkorea bedrohen könnten.

Detailliert beschreibt das südkoreanische Weißbuch die japanischen Pläne zum Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage, die 1993 in Betrieb gehen soll. Die südkoreanische Regierung sorgt sich in ihrem Bericht, daß Japan fortan über eine „bedeutende Herstellungskapazität von Plutonium“ verfüge, mit dem sich zukünftig Atomwaffen schmieden lassen.

Die Anschuldigungen Südkoreas gegenüber Japan müssen in ihrer Härte überraschen. Sicherlich läßt sich Japan potentiell ein „offensives Militärpotential“ bescheinigen. Doch in der offiziellen Sprache kommen diese Worte dem Vorwurf des Verfassungsbruches gleich, da die japanische Verfassung offensive Streitkräfte ausdrücklich verbietet.

Offensichtlich will Südkorea damit auch auf die Diskussionen im japanischen Parlament Einfluß nehmen, die die Beteiligung japanischer Truppen für Auslandseinsätze unter UNO-Schirm in Aussicht stellen. Erst in diesen Tagen hatte Japans Premier Kaifu wiederholt, er befürworte eine Entsendung japanischer Blauhelme. Bisher hatte die Regierung Japans behauptet, alle asiatischen Nachbarländer seien damit einverstanden. Der Tonfall des südkoreanischen Verteidigungsweißbuches läßt heute daran zweifeln.

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