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IRA-Bombenbastler in London freigesprochen

Dublin (taz) — Seit Aufdeckung der Fehlurteile gegen die Guildford Four und Birmingham Six, die mehr als 15 Jahre unschuldig im Gefängnis saßen, sind britische Geschworene offenbar vorsichtig, wenn es um „irische Terroristen“ geht. Am Mittwoch wurde der 39jährige Fernsehmechaniker Dessie Ellis aus Nord- Dublin vor dem Londoner Old Bailey überraschend freigesprochen, obwohl er zugegeben hatte, Anfang der achtziger Jahre Bomben für die Irisch-Republikanische Armee (IRA) gebaut zu haben.

Die Verteidigung hatte erklärt, daß die Bomben für eine Kampagne in Nordirland bestimmt gewesen seien. Ellis habe nicht gewußt, daß die IRA sie für Anschläge in England, bei denen drei Menschen getötet wurden, verwenden würde. Darüber hinaus sei er für das Bombenbauen bereits in Irland zu acht Jahren verurteilt worden und habe seine Strafe abgesessen. Die Geschworenen folgten der Argumentation, daß man nicht zweimal für dasselbe Vergehen bestraft werden könne. Dessie Ellis war der erste politische Gefangene, der nach Unterzeichnung der Antiterrorismus-Konvention von einem irischen Gericht an Großbritannien ausgeliefert wurde. Aus Protest trat er für 37 Tage in den Hungerstreik. Als die britische Staatsanwaltschaft versuchte, die im Auslieferungsantrag angegebenen Anklagepunkte nachträglich zu ändern, legte die irische Regierung scharfen Protest ein und drohte mit Auslieferungsstopp. Ein Londoner Gericht beschränkte die Anklage schließlich auf die ursprünglichen Punkte.

Nach Ellis' Freispruch untersagte ihm das Innenministerium gestern das Betreten britischen Bodens und wies ihn nach Dublin aus. Pfarrer Paddy Smith von der Hilfsorganisation für irische Gefangene im Ausland sagte: „Erst haben sie alle Anstrengungen unternommen, um ihn nach Großbritannien zu bekommen, und jetzt können sie ihn gar nicht schnell genug loswerden.“ Er fügte hinzu, daß der Fall das gesamte irisch-britische Auslieferungsabkommen in Zweifel ziehe. Ralf Sotscheck

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