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Neu in der Schauburg: "Meister des Schwertes"

Jedes Filmgenre hat seine Meister, und selbst die trivialsten Muster können durch Regisseure wie etwa Hawks, Peckinpah oder Leone in filmkünstlerische Höhen katapultiert werden. Der chinesische Actionfilm wurde schon in den späten sechziger Jahren durch King Hu („Ein Hauch von Zen“) geadelt, und spätestens seit Ching Sui-Tungs „A Chinese Ghost Story“ und Tsui Harks „Peking Opera Blues“ hat dieses Genre die langweilige Phase des tumben Knochenbrechens weit hinter sich gelassen.

Am neuen Film „Meister des Schwertes“ haben alle drei Großmeister aus Hongkong und Taiwan gearbeitet, und das Ergebniss ist vielleicht das letzte große Schwertkämpferepos, denn nach 1997 herrschen in Hongkong andere Regeln, und solch respektloser, verschwenderisch ausgestatteter Eskapismus paßt den Herren in Peking sicher nicht ins Konzept.

Die Irrungen und Wirrungen des jungen und recht naiven Schwertkämpfers Ling, und seiner in Männerkleidern reisenden Gefährtein San sind so kompliziert und irrwitzig in Szene gesetzt, daß man beim Zusehen kaum mitkommt. Auf der diesjährigen Berlinale lief nur die Originalfassung und wenn man die Untertitel gelesen hatte, waren die Kämpfer auf der Leinwand immer schon zwei Duelle und zehn Gags weiter. Es geht da um eine gestohlene Schriftrolle, um korrupte Eunuchen, blutige Intrigen und übermenschliche Kräfte — es macht nichts, wenn man der hochkomplizierten Storyline kaum folgen kann, denn der Film ist vollgestopft mit phantastischen Specialeffekten, selbstironischem Witz und akrobatischen Kampfszenen, die so schwerelos und elegant inszeniert und geschnitten sind, daß man eher an ein Ballett als an Rambo erinnert wird.

Schlangen huschen in Ärmel, der gefährliche Zhor beherrscht magische Kampfkünste, Killerbienen greifen an, und alle Schwerkraft ist aufgehoben, wenn Ling sein Schwert zieht. Zwischendurch singen zwei würdige Meister einen durch und durch kitschiges Schlager, und sogar ein zittriger Greis entpuppt sich als Meister des wirbelnden Schwertes. Alles ist möglich, nichts so, wie man es erwartet! Auch in Hollywood kann keiner besser zaubern.

Wilfried Hippen

Kommunalkino in der Schauburg Mo-Do um 23.00 Uhr

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