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Verein „Schattenriss“ in Geldnöten

■ Feste Stellen und neue Räume gefordert

Jedes Jahr werden in der Bundesrepublik schätzungsweise 300.000 Kinder sexuell mißbraucht. Die meisten Opfer sind Mädchen. Wer kümmert sich um sie, wer berät sie? In Bremen ist es der Verein Schattenriss, an den sich jahrlich 800 Mädchen wenden, die meisten jünger als 12 Jahre. „Schattenriss“ ist für sie die Ansprechpartnerin, führt persönliche und telefonische Beratungen durch und veranstaltet Informationsgespräche und Fortbildungen. Der Bedarf steigt ständig, die Finanzierung steht Jahr für Jahr auf wackligen Füßen.

1991 wurden dem Verein 100.000 Mark bewilligt, für 1992 wird eine Unterstützung „in einer Größenordnung von bis zu 200.000 Mark voraussichtlich möglich sein“, heißt es in einem Bescheid des zuständigen Referats der Sozialbehörde. Tatsächlich braucht Schattenriss für sieben feste Stellen und Miete 450.000 Mark.

200.000 Mark für das nächste Jahr, „das ist für Bremen im Prinzip ein riesiger Erfolg“, sagt Ingrid Hebel vom „Schattenriss“, „wenn es nicht bei solch vagen Zusagen bleibt“. Das für dieses Jahr zugesagte Geld ist erst teilweise überwiesen worden. Für Vorfinanzierungen hat der Verein aber kein Geld.

Jetzt läuft die Arbeit von „Schattenriss“ noch über ABM- Stellen, Stammkraftverträge und Freistellungen. Der Verein gerät aber in einen Engpaß: Drei ABM- Stellen laufen aus, eine Verlängerung ist nicht zu erwarten. Bereits jetzt müssen Wartelisten erstellt werden. Zu den telefonischen Beratungszeiten kann manchmal nur der Anrufbeantworter Rat geben. „Ein unmöglicher Zustand“, meinte Ulla Müller.

Zu den Personalproblemen kommt die Platznot. Die derzeit genutzten Räume in der Bremerhavener Straße in Walle reichen nicht mehr aus. Um nicht nur einzelne Mädchen, sondern auch Gruppen betreuen oder Selbsthilfegruppen für in der Kindheit mißbrauchte Frauen einrichten zu können, braucht der Verein mehr als drei kleine Zimmer mit insgesamt 60 Quadratmetern. Su

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