PRESS-SCHLAG
: Deutsche Fremdsprache

■ Hooligans und Polizisten suchten nach einer Sprache

Der FC Berlin ist wieder einmal in den Schlagzeilen. Der ehemalige Serienmeister der DDR eroberte nach einem 1:0-Auswärtserfolg beim Greifswalder SC die Tabellenspitze der Amateuroberliga Nordost, aber das nahm im deutschen Fußballsport kaum jemand zur Kenntnis. Nicht die balltretenden Spieler bringen ihren Verein in die Schlagzeilen, sondern dessen fußtretende Fans.

Beim Spitzenspiel in Greifswald kam es wiederholt zu schweren Ausschreitungen: 40 völlig überforderte Polizisten wurden von 200 Hooligans überrumpelt, völlig unbeteiligte Zuschauer verprügelt und völlig unschuldige Ausländer in ihrem Wohnheim neben dem Stadion angegriffen. Die Stadioneinrichtung wurde demoliert, in den gecharterten Bussen ein Schaden von 20.000 Mark angerichtet.

Pikanterweise kam es nur zwei Tage nach den Krawallen zu einem Gespräch zwischen beteiligten Hooligans und Beamten der Berliner Polizei. Der Treff war längst vereinbart und erhielt durch Greifswald nur brennende Aktualität. Die Fußball-Hools attackierten wie gewohnt, diesmal allerdings verbal: Die Zuschauer in Greifswald hätten die FCB-Fans (wie üblich) als „Stasi-Schweine“ beschimpft. Die Polizei sei (wie üblich) mit gezückten Schlagstöcken und zähnefletschenden Hunden auf die Hools losgegangen. Auf der Rückfahrt wurden (wie nicht üblich) alle Insassen der drei Berliner Fan-Busse vorläufig verhaftet und über Nacht festgehalten. Darunter auch ein „gewalttätiger“ 71jähriger Mann.

Die Probleme der Berliner Polizisten mit den Fehlern ihrer Kollegen in Vorpommern verhinderten letztlich genauso ein konstruktives Gespräch wie die fehlende Einsicht der Hools, daß der Ausgang aller Gewalt einzig und allein ihre Gewaltbereitschaft ist. Erst zum Schluß konnte man sich darauf einigen, daß nur eine Ausgrenzung der prügelbereiten Fußballschläger auch die anderen Fans vor Übergriffen der Polizei schützen kann. Wer nicht bereit ist, seine eigene Lust am Prügeln zu unterdrücken und den randalierenden Mob nicht verläßt, wird trotz guten Willens nie eine Sprache mit seinen Kontrahenten finden. bossi