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Dreifache Schlappe für Torys

■ Bei britischen Nachwahlen in drei Wahlbezirken von Labour und Liberalen verdrängt

Dublin (taz) — Die britischen Konservativen mußten bei Nachwahlen in drei Wahlbezirken, die durch den Tod der bisherigen Abgeordneten ausgelöst worden waren, schwere Schlappen einstecken. Im nordenglischen Langbaurgh verloren sie ihren Sitz an die Labour Party, im schottischen Kincardine und Deeside an die Liberalen Demokraten. In Hemsworth, einem Bergarbeiterbezirk in Yorkshire, wurden die Torys von den Liberalen sogar vom zweiten Platz hinter der Labour Party verdrängt.

In Schottland verfügen die Konservativen jetzt nur noch über neun Abgeordnete, die Liberalen wurden zur zweitstärksten Partei hinter der Labour Party. Die schottischen Nationalisten feierten das Wahlergebnis als großen Schritt in Richtung auf ein schottisches Parlament, das von Labour und den Liberalen befürwortet wird. In Langbaurgh konnte die Labour Party den Torys zwar den Sitz abnehmen, doch der Sieg fiel knapper als erwartet aus. Labour- Wahlkampfleiter John Cunningham machte dafür die „rassistische Tory- Kampagne gegen unseren Kandidaten Ashok Kumar“ verantwortlich. Der aus Indien stammende Kumar ist erst der zweite Asiate, der nach dem Zweiten Weltkrieg ins Unterhaus einzieht. In Hemsworth verteidigte die Labour Party ihren großen Vorsprung, doch die WählerInnen verpaßten ihr einen Denkzettel: Die Wahlbeteiligung fiel um mehr als ein Drittel auf nur noch 42 Prozent, weil Labour-Chef Neil Kinnock den Lokalmatador Ken Capstick, Funktionär der linken Bergarbeitergewerkschaft NUM, durch den gemäßigteren Derek Enright ersetzt hatte.

Jeder Parteiführer hielt die Ergebnisse für einen Sieg. Premierminister John Major behauptete gar, die Wahlen hätten bewiesen, daß Labour die nächsten Parlamentswahlen nicht gewinnen könne: „Sie müssen sehr niedergeschlagen sein“, ließ er aus Rom verlauten. Zur Niedergeschlagenheit hat jedoch eher Major Anlaß: Nach einer Meinungsumfrage des rechten 'Daily Telegraph‘ liegen die Torys inzwischen acht Prozentpunkte hinter der Labour Party. Ralf Sotscheck

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