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■ Bitte nicht brechen! * Wir stellen uns, ZDF, Sa., 14.40Uhr
Wie sauber soll das Fernsehen sein?“ — wollte das ZDF wissen und lud eine Gruppe von zeitungslesenden ZuschauerInnen, den stellvertretenden Programmdirektor Heinz Ungureit mit kritischen Fragen zu traktieren. Der Mann ist nicht zu beneiden, denn was er da unter der moderaten Oberaufsicht Frank Elstners zu hören bekam, dürfte annähernd wiedergeben, was sich alltäglich im Umgang mit Gremien, Verbänden, Lobbyisten etc. abspielt.
Da klagt ein Gebührenzahler das Recht ein, „auch nach 23 Uhr vielleicht einen Sexfilm“ sehen zu dürfen, ein Ruheständler zitiert vorwurfsvoll aus der Statistik, derzufolge bis zu 500.000 Kinder nach 23 Uhr zum Teil unbeaufsichtigt fernsehen. 24 Stunden am Tag Benjamin Blümchen, und der Mann wäre ebenso zufriedengestellt wie jener unvermeidliche Gymnasiallehrer, der während der Pausenaufsicht im Verhalten seiner Zöglinge, das Fernsehprogramm vom Vorabend wiederzuerkennen glaubt. Auf die diesbezügliche Nachfrage Elstners muß er bedauernd konstatieren, daß es ihm nicht gegeben ist, die Konsumhaltung der Pennäler aufzubrechen und ihnen das „Spielzeug Fernsehen“ kaputtzumachen. An dieser Stelle legt Ungureit endlich mal die Opferrolle ab und korrigiert behutsam: „Ich bin der Meinung, daß die Medienpädagogik nach draußen gehört, auf jeden Fall ergänzend zu dem, was wir über das Medium machen können — in die Schulen, in die Universitäten.“
Das wäre gut gesprochen, käme der Bumerang nicht alsbald zurück. Im fortwährenden Bemühen um Harmonie und Befriedigung der Zuschaueransprüche gibt Ungureit einer Fragestellerin recht, die den Freunden erotischer Darbietungen die Anschaffung eines Videogerätes empfiehlt. Ungureit in pastoraler Verwirrnis: „Auf jeden Fall schaffen sich wahrscheinlich viele dann eines an, weil eins das andere ergibt; es muß ja dann immer schärfer und kräftiger zugehen, um die Sinne noch zu befriedigen. Das ist gerade auf diesem Feld fast ein ehernes Gesetz.“ Offenkundig ziehen die in Konkurrenz zum öffenltich-rechtlichen Rundfunk stehenden privatgeschlechtlichen Anstalten mit ihren samstäglichen Rubbel- und Rammelfilmen ein Volk von Maniacs heran, das in Kürze nur noch durch Perversitäten wie Bananenfellatio und Kiwicunnilingus ruhigzustellen ist. Der Himmel bewahre uns — Ehrendoktor Ungureit, Sie beten schon mal vor. Herr Dittmeyer
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