: Sigurd Maschke: "Der schwarze Weg
Sigurd Maschke, 1927 in Berlin geboren, gehört zur Generation der Täter. Er hat sich auf die Reise nach Polen gemacht, die ehemaligen Konzentrationslager Treblinka, Auschwitz und Maidanek besucht und fotografiert. Aus der Sicht des Wehrmachtssoldaten hatte er das Elend der KZ-Häftlinge gesehen, das ihn nicht mehr losgelassen hat: „Stellungsbau. Wir Jungen aßen unser Mittagsessen. Gegenüber die KZ-Häftlinge, sie bekamen nichts. Sie saßen auf dem Ackerboden, suchten versteckt nach Rübenstücken.“
Maschke, nach dem Krieg als Landwirt tätig, hat in den siebziger Jahren die Fotografie für sich entdeckt. Seine Bilder aus den Konzentrationslagern lassen die fürchterlichen Zustände, die alltägliche Entwürdigung der Internierten durchaus noch ahnen: Die Zäune, Schlafstätten als Ställe, Toiletten ohne Trennwände und Türen. Die Bilder füttern das Wissen auf und zehren zugleich von ihm. Selbst die Badewanne des Krematoriumchefs, steinern in einem steinernen Raum, ist Teil der Vernichtung, der Grausamkeit, die jeden Skrupel abgestreift hat. Allerdings, es sind Bilder aus offenen Museen, von Stätten, die zerfallen. Auch die Fotografie Maschkes ist anfällig für jene Melancholie, die den Schrecken umwandelt und ein wenig Trost gibt: Und so war die Suche dessen, der Opfer dieses Systems nicht war, wohl auch gemeint. uez
Sigurd Maschke, Der schwarze Weg. Mit einem Text von Heiner Lichtenstein. ex pose verlag, Berlin 1991. DM 33
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